Wie alles begann ...

Angefangen hat alles Ende Januar 2015 mit der guten alten Dating-App Tinder. Nach unzähligen Wischen nach links blieben wir aneinander hängen und: IT’S A MATCH!!“

Schnell wurde aus einem unscheinbaren Match mehr und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Wir zogen schon sehr bald zusammen und versuchten uns an vielen unterschiedlichen Arten des Reisens: Städteurlaub in Istanbul und Wien, Inselhopping in Griechenland mit Backpack und Zelt, All-Inclusive Urlaub in Ägypten. Nur zu deutlich wurde klar, dass gemeinsamer Urlaub großartig funktioniert. Der Grundstein für dieses sehr ambitionierte Projekt Weltreise wurde allerdings schon ganz am Anfang unserer Beziehung gelegt:

Natze


„Ich flog in den Osterferien mit meiner besten Freundin für zwei Wochen zum Backpacking nach Thailand. In Koh Phangan unterhielt ich mich eines Abends mit einem Reisenden, der in Deutschland seinen Job gekündigt hatte und nun durch Asien reiste und die Unabhängigkeit genoss. Ich bewunderte ihn dafür. Genau DAS wollte ich auch schon immer machen, einfach reisen, so viel wie möglich von der Welt sehen! Und irgendwann werde ich ein Sabbatical machen, aber nicht jetzt, so in 4 oder 5 Jahren, irgendwann eben… Irgendwann wenn die Zeit passt…. „Aber worauf willst du warten? JETZT bist du ungebunden, hast keine Kinder, wenige Verpflichtungen und wer weiß was in ein paar Jahren ist?! Jetzt bist du jung und musst die Welt bereisen! Vor allem bietet dir dein Job doch die perfekte Möglichkeit dafür- ein Sabbatical!“ Verdammt!!! Er hatte ja sowas von Recht! Seine Worte ließen mich nicht mehr los und verfolgten mich über das Ende der Reise hinaus.

Zurück in Deutschland weihte ich Domi sofort in meine „Schnapsidee“ mit ein. Ich wusste, dass er genauso dafür brennen würde. Dann ging alles ganz schnell: Direkt nach den Ferien reichte ich den Antrag für mein Sabbatjahr ein. Ab dem Schuljahr 2015/ 16 habe ich dann Vollzeit gearbeitet und die Hälfte meines Gehalts bekommen, damit ich die andere Hälfte während meiner Freistellung bekommen kann. 

11 Monate ununterbrochen gemeinsam reisen. 338 Tage nur auf den anderen angewiesen sein. Ob wir es schaffen werden? Es wird sicher nicht einfach und es wäre gelogen, würde ich sagen, es wird sicher alles gut gehen. Ich mache mir große Sorgen und auch Gedanken: "Wird alles gut gehen? Werden wir uns verstehen? Was, wenn wir merken, dass es doch nicht funktioniert?" Wir sind offen und lassen alles auf uns zukommen. Es wird eine große Bewährungsprobe. Doch sollten wir diese meistern, dann wird es das wunderschönste, was ich mir vorstellen kann. Und es gibt für nichts eine Garantie ..."

Domi


 „ „Lass uns ein Jahr reisen gehen!“ Erstmal leicht gesagt. Der Wunsch eines Jahres ohne Alltagsfesseln ist jedem schon mal im Kopf herumgespukt. Ferne Länder und Kulturen erleben, jeden Tag der Nase folgen und tun, was einem beliebt. Nett.

Die Idee hat Natze gepackt, als wir gerade einmal zwei Monate zusammen waren. Unsere Reiselust ist eigentlich seit jeher Hauptthema. Nach Thailand lag die Faszination täglich auf dem Tisch. Bald darauf verbrachten wir einen dreiwöchigen Backpackingurlaub auf den griechischen Kykladen, abseits der Touristenrouten und entdeckten unsere gemeinsame Liebe zu unberührten Traumstränden auf unbewohnten Inseln, Cappuccino Freddo in Straßencafés, temperamentvolles Feilschen mit Hostel-Vermietern und das Leben ohne Luxus und Alltagsbrei. Diese drei Wochen hätten kaum abwechslungsreicher sein können: Vom durchwegs klimatisierten und gnadenlos überteuerten Santorini über drei Tage Party ohne Pause auf Ios bis hin zum niederschmetternden Anblick all der gestrandeten Flüchtlinge in einer verwahrlosten Weltstadt wie Athen war alles dabei. Drei Wochen erschienen uns erst einmal lang. Keine zwei Tage zurück in München hatten wir aber keineswegs genug. Sofort suchten wir Inspiration in Blogs, checkten Flüge und sponnen rum. Ein Jahr Vorbereitungszeit, das würde locker reichen...

Es stellte sich heraus, dass es für mich doch nicht so leicht werden würde. Als Koch hatte ich nicht die Möglichkeit dazu, so spontan ein Sabbatjahr zu beantragen. Das hieß also für mich, eine neue, befristete Vollzeitstelle zu finden, von mittags bis nachts in der Küche Überstunden zu sammeln und an den freien Tagen mein Budget mit Caterings für Geburtstage, Taufen und private Feiern aufzubessern. Drei Viertel des Gehalts flossen in die Reisekasse, der Gürtel saß eng, aber was tut man nicht für seine Träume! Nepal, Thailand und die Philippinen muss man erlebt haben. Kanada aber auch, schließlich habe ich dort Familie und auch einen Reisepass. Wenn wir also im nächsten Sommer losfliegen würden, dann am Besten von West nach Ost. Lass uns doch in Neu Delhi starten!" Die verbindliche Flugbuchung nur einen Mausklick entfernt, ein paar Stunden Diskussion und nervöse Begeisterung. Dann war die erste große Ausgabe getätigt. „Sollten wir das doch nicht durchziehen, dann machen wir eben einfach einen zweiwöchigen Urlaub in Indien!“, sagten wir uns. Von wegen! Es wurde recherchiert, organisiert, beantragt wie im Reisebüro, Behördenhürden wurden überwunden, Reiserouten geplant und wieder verworfen. Impfpflichten, Einreisegebühren und Visabestimmungen mussten aufgelistet und Deadlines erstellt werden. Ein Untermieter musste natürlich her – und wen bevollmächtigt man eigentlich für wichtigen Briefverkehr in der eigenen Abwesenheit?

Natürlich führte der ganze Aufwand zu hitzigen Streitigkeiten, da das meiste der Arbeit an Natze hängen blieb – ich war ja ganztags arbeiten. Dennoch kann ich sagen, es war einer meiner intensivsten Lebensabschnitte – und das, was kommt wird alle Mühen entlohnen!

Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Asien, mach dich auf uns gefasst! Wir kommen!"