Vietnam - Keep on rollin' baby

1. Hanoi

Am 23. Dezember landen wir in Hanoi, Vietnam. Das Visum haben wir uns schon in Luang Prabang ausstellen lassen und umgehen somit die lange Schlange am Flughafen. Warten müssen wir aber trotzdem und zwar auf unseren Einreisestempel. Unser bisher fünfter auf dieser Reise. Unsere Pässe füllen sich so langsam.

Wir sparen uns ein teures Taxi und nehmen den Bus in die 20km entfernte Stadt. In Hanoi gönnen wir uns zum ersten Mal eine AirBnB Unterkunft, ein kleines Apartment, in einem typischen vietnamesischen Viertel, abseits der Innenstadt und des Tourismus, in einer verwinkelten Gasse. Über die Weihnachtszeit wollen wir so etwas wie ein “Heimgefühl” und unsere “eigene” kleine Wohnung und dafür ist das hier perfekt. Mit dem öffentlichen Bus brauchen wir gute 20 Minuten in die Stadt, aber das ist es uns wert.

 

Weihnachten verbringen wir doch typisch deutsch. Obwohl wir uns beide nicht viel aus diesen Tagen machen, fühlte es sich doch komisch an, wenn wir es nicht irgendwie “feiern” würden. Wir machen uns auf die Suche nach einem kleinen Weihnachtsbaum, geben bei den überteuerten Preisen jedoch auf und kaufen dafür einen Weihnachtsmannluftballon, der durch die ganze Stadt mit Stolz hinter uns hergezogen wird. Domi sucht spontan nach einem Restaurant, welches uns kurzfristig für den Weihnachtsabend noch einen Tisch geben könnte und wird nach stundenlanger Recherche fündig: Es geht in das “Jacksons Steakhouse”. Hört sich im ersten Moment nach einer riesigen Kette und Fast Food an, aber ganz im Gegenteil. Das Restaurant liegt in einem schicken und teuren Viertel Hanois und es wird ein 4-Gänge Menü serviert. Die Teller sind wie in einem Sternerestaurant hervorragend angerichtet und bei jedem Bissen stöhnen wir laut auf, weil es uns so gut schmeckt. Dazu die passenden Weine und Cocktails, so viel wie wir trinken können - und oh ja, das tun wir auch. So viel, bis sogar die Kellnerin sagt, dass das nun das letzte Glas war. Tja, die Deutschen vertragen eben etwas mehr, als die Vietnamesen. Nachdem wir uns die Bäuche voll geschlagen haben, schlendern wir durch die Innenstadt und sind doch erstaunt, wie weihnachtlich hier alles dekoriert ist. Eigentlich fehlt nur der Schnee. Wir gehen in die “Saint Joseph Kathedrale”, in der eine Messe auf französisch abgehalten wird und lassen den Geist der Weihnacht auf uns wirken.

In den kommenden Tagen haben wir nur ein Ziel: Honda Win! Ja, diese alten Motorbikes, perfekt für unser Vorhaben Vietnam von Nord nach Süd zu entdecken, endlich unabhängig zu sein, nicht in den Bus steigen zu müssen. Wir können stoppen wo wir wollen und das Land auf unsere eigene Art und Weise erkunden. Nein, keiner von uns beiden hat einen Führerschein für ein Motorrad und nein, wir sind vorher noch nie auf so etwas gesessen, geschweige denn gefahren! Aber so gut wie jeder Backpacker macht das hier in Vietnam, es ist ein sogenannter “Trend”. Wenn du keine Honda Win hast, gehörst du schon zu den Außenseitern und bist kein wirklicher Traveller. Wir steuern die bekanntesten Verkäufer an, informieren uns und erfahren immer mehr darüber, worauf wir achten müssen. Okay, dass wir für maximal 250 Dollar kein neues Bike erwarten können ist uns klar, vor allem weil diese die Strecke Hanoi – Ho-Chi-Minh schon so oft gefahren sind, dass bei keinem die Kilometeranzeige mehr funktioniert und der Tacho sowieso nicht. Man fährt ja nach Gefühl, km/h Anzeige ist unwichtig :-D Von einem Bekannten, den wir auf dem SlowBoat in Laos kennen gelernt haben und zufällig in einem Straßenrestaurant hier wieder treffen bekommen wir den Tip, zu einem Händler etwas abseits der Hauptstraßen zu gehen, denn hier habe er sein Bike auch her. Gesagt getan. Domi lässt sich etwa sechs Bikes zeigen und testet sie. Ich bin noch zurückhaltend, machen mir diese fahrbaren Untersätze noch Angst. Vor allem vor dem manuellen Schalten fürchte ich mich. Ich suche mein Bike erstmal nach Aussehen aus und überlasse Domi die ersten Testfahrten. Zwei Bikes sind nach 3-tägiger Suche endlich gefunden, jetzt wird der Preis verhandelt, noch ein paar Schönheitsreperaturen beanstandet und dann muss ich mich an den Eiern packen und auf das Bike setzen. Klasse, erstes Mal Motorrad, manuelle Schaltung und dann noch in Hanoi. Okay, also was hat Domi gesagt? Bremsen mit dem rechten Fuß, Kupplung linke Hand, Schalten linker Fuß und bloß nicht mit dem Vorderfuß schalten, wenn du in den höheren Gang willst. Klingt ja wunderbar einfach.... Und als wäre das nicht genug, muss das Baby zu unserer Wohnung kommen und das bedeutet einmal durch die ganze Stadt mit 7,6 Mio Einwohnern, in Vietnam, wo ja alle sooooo rücksichtsvoll fahren. Das wird ein Spaß. Ich ermahne Domi super langsam zu fahren, denn bei mir dreht sich im Kopf alles nur um “Kupplung, Schalten links, Bremsen rechts, bremsen, bremsen, Kupplung, linker Fuß runterschalten.....”. Nach der 20-minütigen Fahrt läuft es dann wie geschmiert und sind bereit für Vietnam.

Wir ändern mal wieder spontan unseren Plan: Eigentlich wollten wir bis Neujahr in Hanoi bleiben, doch fällt uns hier nach vier Tagen schon förmlich die Decke auf den Kopf. Die Stadt selber ist nicht so spannend und wir wollen raus aus der Großstadt. Außerdem warten die Kanadier in der Halong Bay schon auf uns. Mit ihnen hatten wir in Nong Khiaw beschlossen, gemeinsam durch Vietnam zu rocken. Wir packen am nächsten Morgen mal wieder unsere Rucksäcke und sind schon ganz aufgeregt. Dieses mal landet der Backpack nicht auf dem Dach eines Minivans oder in einer dunklen Klappe eines Busses, sondern auf unseren Gepäckträgern unserer eigenen Motorbikes. Wir sind so stolz auf Kenny und Gundula, so haben wir sie getauft. Helm aufsetzen, Sonnenbrille auf die Nase, Mundschutz hinter die Ohren klemmen und Handynavi auf unser erstes Ziel “Bai Chay” in der Halong Bay einstellen. 153km liegen vor uns. Wer jetzt aber glaubt, dass das ja keine Distanz sei und man das ja locker in 1,5 Stunden schafft, der war noch nie in Südostasien, geschweige denn Vietnam. Die Straßen sind, sagen wir mal größtenteils in Ordnung. Daran liegt es nicht, es liegt mehr an der Masse der Autos, LKWs und anderen Zweirahdfahrern die da noch unterwegs sind und alle nur auf sich selbst achten. Wenn man in Vietnam selber fahren will, dann muss man nicht nur mit dem Lärm, dem ständigen Hupen und den Löchern in der Straße klar kommen, sondern auch für die Vietnamesen MIT- und VORAUSdenken, vor allem wenn sie von rechts oder links plötzlich auftauchen und einfach auf deine Spur ziehen, obwohl du da mit Vollgas gerade entlang fährst. Am schlimmsten sind eigentlich die alten Ladies auf ihren Hollandfahrrädern unter sichteinschränkenden Bambushüten, die einem auf deiner Seite der Fahrbahn entgegen kommen und Schlangenlinien fahren. Desweiteren fahren unsere beiden Schätzchen maximal 70 km/h; klar schneller würde auch gehen, doch wir machen uns ein wenig Sorgen, dass sie dann komplett auseinander fallen würden. Die erste Fahrt gehen wir noch langsamer an, wollen wir ja nicht gleich in einen Unfall verwickelt sein, denn diese gibt es in Vietnam zu Hauf. Da wir nicht auf der Flucht sind, genießen wir das langsamere Tempo. Wobei “genießen” auf unserer ersten Fahrt eher Fehlanzeige ist, wir befinden uns nämlich die ganzen 153 Kilometer auf einem “Highway” neben stinkenden Lastwagen und viel Staub. Nach 5 Stunden höchster Konzentration, mehreren Stopps und einem langen Stau kommen wir endlich an unserem Ziel an.

 

---> Hier findest du unsere Route durch Vietnam.

2. Bai Chay, Ha-Long Bay, 153km

Majestätisch und mysteriös, inspirierend und gebieterisch, so haben wir uns die Ha-Long-Bucht vorgestellt. Doch leider bleibt uns die Sicht auf die Meereslandschaft aus 3000 Kalksteininselchen verwehrt. Regnerisches und nebliges Wetter machen uns einen Strich durch die Rechnung und die Sichtverhältnisse sind alles andere als optimal. An einem Tag meint es das Wetter dann doch noch gut mit uns und die Sonne kommt heraus. Die Stadt selbst ist nicht wirklich der Knüller, alles wird neu gebaut, sogar ein Freizeitpark direkt an der Küste wird demnächst hier eröffnet. Es scheint, als ob alles (Hotels, Restaurants, Freizeitbelustigung) hier genau auf den Geschmack der nördlichen Nachbarn ausgerichtet ist. Wem es gefällt..... Wir finden es schade, wir hatten hier eine alte,  vietnamesische Stadt erwartet.

Der Irish Pub ist unser bester Freund in der Stadt. Es gibt kaum lässiges Straßenleben, alles ist künstlich und sehr unglücklich angeordnet, nur im Pub gibt´s heitere Stimmung. Wir sind dann sehr froh, als die Kanadier mit ihren Honda Wins aus Cat Ba, einer Insel nördlich von Ha Long, zu uns stoßen. Wir zählen jetzt acht Leute. Zwei Engländer haben sich in Hanoi an die Gruppe drangehängt. Das englische Pärchen Ben & Sammy teilt sich ein Bike mit seitlichen Gepäckträgern, genauso wie Brent & Jacky. Macht dann sechs Hondas auf acht Leute. Staunen gibt´s, als sie realisieren, dass ich mein eigenes Geschoss fahre und nicht einfach bei Domi hinten aufsitze.

In dieser lustigen runde verbringen wir Silvester - sehr unspektakulär in dem Club neben dem Pub aber dennoch feuchtfröhlich (und mit dem ein oder anderen Lach-Gas Ballon).

Wäre nicht mein Auge, bzw Tränensack, Opfer einer Entzündung geworden, hätten wir sicher noch mit schönen Aktivitäten den Eindruck von Ha-Long aufbessern können. Man kann nicht immer Glück haben und so sind wir froh, nach einigen Besuchen der Notaufnahme den Ort am Dritten hinter uns zu lassen.

3. Tam Coc, 335km

Sechs Honda Wins machen sich 182km lang auf Richtung Süden nach Tam Coc. Die Fahrt ist einerseits super anstrengend, da es wieder hauptsächlich auf viel befahrenen Highways entlang geht, andererseits macht es so viel Spaß in einer so großen Gruppe unterwegs zu sein und die Freiheit zu spüren.

Tam Coc ist für seine riesigen Kalksteinformationen, die über den Reisfeldern thronen, berühmt. Leider sind wir zur falschen Jahreszeit im Norden Vietnams. Ja, darüber haben wir uns vorher nicht wirklich informiert, denn wie sich herausstellt, besitzt Vietnam verschiedene Klimazonen und ausgerechnet im nördlichen Teil bringt der Wintermonsun Wolken, Nebel, Nieselregen und kühle Temperaturen. Die erhofften, saftig grünen Reisfelder bleiben uns leider verwehrt, statt dessen ist alles platt gemacht, braun und nass vom Regen. Auch die dramatischen Berge verstecken sich hinter dicken Wolken. Wir sind leicht enttäuscht, aber erkunden die Umgebung trotzdem.

Mit einem Ruderboot wollen wir uns auf dem Ngo Dong durch die Karsthöhlen schippern lassen, doch schreckt uns der Preis etwas ab und wir suchen uns etwas kostenloses. Wir halten uns hauptsächlich im Gebiet "Bich Dong" auf, das im Sommer sehr gut mit der Halong Bay aufgrund der nicht endend wollenden Berge, den unzähligen Höhlen und Flüssen, die sich ihren Weg dazwischen hindurch bahnen, mithalten kann. Den einen Tag besichtigen wir die Bich Dong Pagoda, am anderen Tag erklimmen wir unzählige Steinstufen und genießen die Aussicht.

4. Vinh, 536km

Vinh. Was sollen wir über diese Stadt sagen. Wäre Phong Nha an einem Tag zu erreichen gewesen, hätten wir in dieser Stadt wohl eher nicht Stop gemacht. Vinh ist eine große, geschäftige Stadt. Nichts besonderes, keine Touristen und nicht wirklich schön. Nur um ein Hotel zu bekommen, fahren wir zwei Stunden lang umher, bis wir in endlich eins gefunden haben, das zugleich acht Leute aufnehmen kann und auch unseren Geldbeutel nicht überstrapaziert. Doch selbst die 6 Euro pro Person waren hierfür eine Unverschämtheit. Gut, für eine Nacht muss es eben gehen und wir sind müde, es ist dunkel und wir wollen nur noch vor Erschöpfung ins Bett. Es war ein langer und anstrengender Tag. Aus den angedachten 4,5 Stunden Fahrt wurden leider 6,5 Stunden, da mein Bike "Kenny" auf dem Weg etwas rumzickte und meinte, stehen bleiben zu müssen und den Motor dampfen zu lassen. Gott sei Dank gibt es in Vietnam wirklich an JEDER Ecke einen Zweirad-Mechaniker, der die Zündkerze austauschte. Denn das sei das Problem gewesen, meinte er... Dass es daran nicht gelegen hat, merkten wir ein paar Kilometer weiter, nachdem es wieder rauchte und das Gas geben etwas schwer ging. Langsamer fahren und viele Pausen waren also angesagt, um den Motor regelmäßig runter zu bringen. In Vinh hatte Kenny dann endgültig keine Lust mehr und zum Glück war ein Mechaniker in Sichtweite, der den Anschein machte, dieses Mal etwas mehr Plan zu haben. Der Auspuff ist viel zu locker und es müsse ein Dichtungsring rein, zudem ist überhaupt kein Öl mehr vorhanden.....Wo das geblieben ist, leuchtet noch niemandem ein.... Klar, dass das dem Motor nicht so gefallen hat. Zwei Stunden braucht der Mechaniker zum reparieren, danach schnurrt er wieder wie ein Kätzchen. Ich lasse als Dankeschön eine Runde Bier springen, denn der Tag hat sich wegen mir ja so in die Länge gezogen. 

5. Phong Nha, 748km

Endlich geht es in den Westen Vietnams, hinein in die saftig grüne Landschaft, endlich durch das Karstgebirge schlängeln und weg von den vollen, staubigen Highways. Heute stoßen wir auf den Highway No. 15, oder auch auf den sogenannten "Ho-Chi-Minh-Highway", einer der schönsten Motorradstrecken ganz Südostasiens. Ja, es macht wirklich mehr Spaß auf weniger befahrenen Straßen sich seinen Weg durch Vietnam zu bahnen. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer, nach 50km ist Schluss. Kenny ist das alles viel zu blöd und entscheidet sich Mal wieder, aus vollem Rohr zu rauchen....Hatten wir das nicht erst gestern schon?! Anscheinend wurde der Motor durch das öllose Fahren doch mehr in Mitleidenschaft gezogen, als angenommen. Verdammter Mist. Und hier ist zum ersten Mal wirklich gar nichts in der näheren Umgebung. Nach einigem Hin und Her entschließen wir, dass die anderen schon einmal nach Phong Nha vorfahren sollen und wir fahren mit einer Geschwindigkeit von maximal 40km/h und stündlichen Pausen so weit wie wir kommen. Eine lange Fahrt von noch 162km steht uns bevor und zusätzlich fängt es genau heute an, wie aus Eimern zu schütten. Alles Jammern bringt nicht viel, wir müssen weiter und hoffen, die anderen heute Abend wieder zu sehen. Die Fahrt zieht sich, aber es läuft erstaunlich gut, wenn auch sehr, sehr langsam, denn aufgrund des strömenden Regen ist durch das Visier kaum noch etwas zu sehen und jetzt fängt es auch an zu dämmern. Noch 20 Kilometer haben wir vor uns und genau hier bricht Kenny endgültig zusammen. Mitten im nirgendwo. Kein Haus weit und breit und Autos haben wir hier seit Stunden nicht mehr gesehen. Er macht keinen Mucks mehr und raucht, dampft und qualmt, dass wir keine Hoffnung mehr haben, ihn nochmal in Bewegung zu bringen. Doch das Schicksal meint es gut mit uns, keine 5 Minuten später kommt ein Truck mit Vollgas auf uns zu. Domi reagiert schnell, hält seinen Daumen raus, und ich bezweifle noch, dass der Fahrer bei dem Tempo Halt macht. Er rauscht an uns vorbei, doch kommt kurz hinter uns mit einer Vollbremsung zum Stehen. Vier Vietnamesen steigen aus, wir erklären dem Einen die Situation und - so schnell können wir gar nicht schauen - währenddessen lässt der Andere schon einen Kran herab und hebt das Bike auf seine Ladefläche. So viel Glück haben wir nicht erwartet! Ich steige in das Fahrerhaus zu den Fremden und Domi fährt vor dem Truck im strömenden Regen und völliger Dunkelheit (vielleicht hätten wir die Lichter doch mal richten lassen sollen?!) bis zu unserem Hostel entlang. Durch die völlig übertriebenen Flutlichter auf dem Dach des Trucks wird die Fahrt aber doch nicht so schlimm. So viel Hilfsbereitschaft haben wir von den doch eher kühlen Vietnamesen nicht erwartet, selbst als ich ihnen ein paar Dong in die Hand drücken will, lehnen sie ab und trollen sich von Dannen. Kenny wird am nächsten Tag zum Mechaniker gebracht, dieses Mal mit der eindringlichen Bitte, sich den Motor genau anzuschauen und das Bike so weit zu richten, dass es bis Saigon durchhält. Zwei Tage wird daran herum gebastelt und am Ende wurde der Inhalt des Motors komplett rund erneuert. Die Kosten sind in Vietnam hierfür geradezu lächerlich und er läuft wieder. Und er hat wirklich bis in den Süden ohne weitere Probleme durchgehalten.

In Phong Nha befindet sich der "Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark", eine UNESCO-Welterbestätte, in dem sich die ältesten Karstgebirge Asiens und hunderte von Höhlensystemen befinden. Hier findet man unter anderem die größte Höhle der Welt, die "Son Doong", zu der uns der Zugang leider verwehrt bleibt, da diese pro Jahr nur rund 500 ausgewählte Besucher besichtigen dürfen und die 5-tägige Expedition schlappe 3000$ kostet. Dann begnügen wir uns doch lieber mit der kleineren, aber nicht weniger spektakulären "Paradieshöhle". Sie liegt tief im Inneren des Nationalparks, ist von Wald und Karstgipfeln umgeben und erstreckt sich über 31km, jedoch dürfen Besucher nur die ersten 900 Meter besichtigen. Die schiere Größe ist atemberaubend: Hölzerne Treppen führen über 100 Meter hinunter in den größten Raum, der bis zu 150 Meter breit ist. Den Namen verdient die Höhle dank ihrer riesigen Stalaktiten und Stalagmiten aus weißen und blauen glitzernden Kristallen.

6. Dong Hoi, 788km

Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters in der Mitte Vietnams, entscheiden wir uns diesen Teil komplett zu überspringen, leider. Hue und Hoi An sollen komplett überschwemmt sein und bei Regen macht Motorrad fahren eben doch eher weniger Spaß. Nachdem wir erfahren haben, dass man in Vietnams Züge auch das Motorrad mit nehmen kann, brauchen wir nicht mehr lange zu überlegen. Wir fahren ins 40 Kilometer entfernte Dong Hoi, steigen in den Zug und fahren 793km runter nach Nha Trang, wo sommerliche Temperaturen von 30 Grad und Sonne angesagt ist. So einfach wie wir uns das mit dem Bike jedoch vorgestellt haben, ist es dann leider doch nicht. Es können immer nur zwei auf den Zug geladen werden und zudem kostet der ganze Spaß, Motorrad verpacken, auf den Zug laden und der Transport, mehr als ein Zugticket für eine Person! Und Zugfahren ist in Vietnam leider nicht annähernd so günstig wie in Indien.... Leider bleibt uns aufgrund des anhaltend schlechten Wetters nichts anderes übrig und wir müssen in den sauren Apfel beißen. Jetzt muss es alles ganz schnell gehen, denn die ersten zwei Motorräder müssen schon in einer halben Stunde auf den ersten Zug und sind vor uns am Zielort. Hoffentlich. Wenn sie wirklich abgeladen werden. Mein Bike kann mit auf unseren Zug und die restlichen drei finden dann doch zusammen auf einem Zug später Platz. Na, wenn das mal gut geht.

7. Nha Trang, 788km

Um die Mittagszeit erreichen wir endlich Nha Trang. Unsere ersten Gedanken gelten nur den Bikes und wir wollen so schnell wie möglich aus dem Zug raus hüpfen, um zu sehen ob die ersten zwei schon da sind, oder ob sie bis Ho-Chi-Minh weiter getuckert sind. Wie sich herausstellt, sind unsere Sorgen unbegründet und mein Kenny wird auch soeben vom Zug abgeladen. Glücklich und beruhigt wollen wir unsere Schätzchen aus dem Bahnhof schieben, doch werden wir prompt von einer Mitarbeiterin gestoppt, denn wir sollen noch einmal jeweils für das Abladen bezahlen. Alle Diskussion, dass wir doch in Dong Hoi schon genügend geblecht hätten führen ins Leere und so geben wir ihr mehr oder minder widerwillig ihr gefordertes Geld....Wir wollen gar nicht wirklich weiter drüber nachdenken, wofür die Dong wirklich sind. Wir checken die Bikes, die Lenker werden wieder zurecht gebogen (16 Stunden lang aufrecht darauf zu stehen, ist sicherlich gut gewesen....) und auf geht es zur nächsten Tanke. Wer sein Motorrad liebt, der schiebt, denn wurde das Benzin aus Sicherheitsgründen in Dong Hoi vollständig von der netten Bahnmitarbeiterin entfernt, welches sie anschließend an andere Leute verkauft hat. Nein, das Geld haben wir natürlich nicht bekommen ;-D

Nha Trang ist eine sehr touristische Stadt in Vietnam und für seinen Strand sehr berühmt. Es erinnert uns ein bisschen an Miami Beach, allerdings nur aufgrund der Skyline, die wir vom Strand aus "bewundern" dürfen. Der Strand selber ist eben ein Strand, nichts besonderes. Die Stadt ist voll mit Russen und alles auf diese ausgerichtet: In jedem Restaurant finden wir eine Speisekarte auf russisch und die Schriftzüge über den Geschäften zeigen zuerst die kyrillischen Schrift, dann vietnamesisch und zum Schluss englisch. Russen werden hier also bevorzugt, denn sie bringen genügend Geld in die Stadt. Dementsprechend ist hier alles sehr überteuert und Nha Trang selbst kann uns nicht von sich überzeugen.

Wir verbringen die zwei Tage hauptsächlich am Strand, denn den hatten wir nun schon lange genug nicht mehr, genießen endlich einmal wieder die Sonne und bessern unsere Hautfarbe auf.

Um sich doch noch ein Bild der Gegend zu machen, besichtigen wir die "Po Nagar Cham Towers". Die zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert erbauten vier Türme werden noch heute von den Cham, buddhistischen Chinesen und Vietnamesen aktiv verehrt. Ursprünglich hatte der Komplex 7 oder 8 Türme, doch nur noch vier blieben erhalten.

8. Dalat, 926km

Die 140 Kilometer nach Dalat gefallen uns bisher am besten. Grüne, bergige Landschaft soweit das Auge reicht, gutes Wetter und bombastische Serpentinen, die sich durch das Hochland nach Dalat ziehen. So oft wie an diesem Tag sind wir noch nie stehen geblieben, aber nicht aufgrund unserer Bikes, sondern weil wir uns an der Landschaft einfach nicht satt sehen können. Da macht es auch nichts, dass wir nur sehr langsam voran kommen und kurz vor der Abenddämmerung im Hostel eintreffen. Wir haben uns für das "Dalat Sky Hostel" entschieden und das ist bisher auf unserer gesamten Reise das beste! Wobei es in in dieser Stadt egal zu sein scheint, wo man eincheckt, denn alle Hostels hier sind mit 9 von 10 Punkten bewertet! Wirklich herzliche und freundliche Mitarbeiter und allabendliche legendäre Family Dinner, bei denen das gesamte Hostel zusammen sitzt und gemeinsam isst. Und eins können wir euch sagen, das Essen ist der HAMMER! Natürlich heizen die Mitarbeiter durch Trinkspiele die Stimmung auch noch weiter an. Da wir am nächsten Tag einmal nicht wieder on the road sind, steigen wir mit ein und lassen den Abend in der verrücktesten und abgedrehtesten Bar, die wir wohl je betreten haben, enden: Die "Maze Bar"! Der Innenarchitekt muss wirklich auf Drogen gewesen sein. Man fühlt sich wie Alice im Wunderland, in Dunkelheit führen Treppen auf und ab, Irrgänge enden in einer Sackgasse oder führen dich zu einem anderen verwinkelten Gang, welcher in einem Loch endet, das man herunter bzw. hinauf klettern muss. Nach ein paar Drinks ist das ein richtiger Spaß, aber auch irgendwie unheimlich, da man sich in diesem verrückten Haus, das sich über 4 Stockwerke erstreckt, wirklich verirren kann. Platzangst sollte man bei den dunklen und engen Gängen besser auch nicht haben. Ein Tip noch von mir: wenn man leicht angetrunken ist, besser keine rutschigen Flip Flops anhaben. Ich durfte es am eigenen Leib erfahren, wie hart diese Treppen sich anfühlen und mein Steißbein hat es mir mit zwei Wochen Schmerzen gedankt. Der Drink hatte auch noch seinen Spaß, hat er sich während des Sturzes im hohen Bogen direkt über mich ergossen. Das muss ein Ein Bild für Götter gewesen sein.

 

Dalat ist aber hauptsächlich für seine wunderschöne Szenerie und großen Wasserfälle rundherum berühmt. Am nächsten Tag quälen wir uns den steilen Pfad zum höchsten Berg der Gegend "Lang Biang" hinauf. Doch wie immer sind wir stolz, den Weg nach oben auf uns genommen zu haben, bereuen jedoch wie jedes Mal nichts zum Essen mitgenommen zu haben. Wir lernen das auf dieser Reise wohl nicht mehr....

 

Auf unserem Weg zur nächsten Stadt halten wir noch am "Pongour Wasserfall", dem größten in der Gegend.

9. Mui Ne, 1100km

Als die "Sahara" Vietnams wird Mui Ne auch bezeichnet. Riesig rote und weiße dramatische Sanddünen in einzigartigen Formen verwandeln den Südwesten Vietnams in eine Attraktion. Dies ist auch der Grund, weshalb wir uns in diesen touristischen Ort aufmachen. Leider müssen wir aber weiter davon träumen, denn uns ist zu Ohren gekommen, dass genau an diesem Sanddünen-Abschnitt sehr gerne die Polizei steht und Touristen auf ihren Rollern bzw. Motorrädern zur Verkehrskontrolle bitten. Auch wenn man eine gültige Fahrerlaubnis plus internationalen Führerschein vorweisen kann, lassen sich die netten Polizisten irgendeinen anderen wahnwitzigen Grund einfallen, weshalb man 1.500.000 Dong (60 Euro) blechen muss. Alles handeln bringt hier rein gar nichts und wenn man sich weigert zu bezahlen, dann ziehen sie den Schlüssel ab und nehmen das Bike in Beschlag. Da dies natürlich kein Traveller will, fügt man sich eben. So geschehen bei unseren Freunden aus der Motorbike Gang. Leider haben sie wohl vergessen, dass man genau diese eine Straße besser meiden sollte und sind in so eine "Kontrolle" geraten. Uns hat es Gott sei Dank nicht erwischt, da wir uns an diesem Tag einmal von der Crew getrennt haben, um etwas länger am Wasserfall zu verweilen. Zudem hatte ich mir genau diese Stelle dick markiert und haben auf meinen Rat lieber die 15km Umweg in Kauf genommen und haben diese Stelle umfahren. Glück für uns, doch leider eben auch Pech, da wir die Sanddünen doch gerne gesehen hätten. Aber am Strand abhängen ist ja auch schön ;-)

10. Ho-Chi-Minh-Stadt, 1300km

Chaotisch, turbulent, laut und einfach viel zu viele Menschen. Das ist Ho-Chi-Minh-Stadt. Wir sind froh, dass wir mit unseren Bikes nun schon einige hundert Kilometer hinter uns haben und so schockt uns der Verkehr hier nicht mehr ganz so sehr, ist aber der heftigste, den wir in Vietnam erlebt haben. Wir sind unserer Meinung nach nun hierdurch offiziell Motorrad-Führerschein-tauglich, denn wer hier fahren kann, schafft es in jeder Stadt. Sofort ist uns jedoch klar, dass wir hier nicht lange verweilen wollen, nur schnell unsere Schätze verkaufen und dann weiter nach Kambodscha, bloß schnell raus aus diesem Chaos! Aber Stop, moment, wollen wir das wirklich? Verkaufen? NEIN! Es hat doch viel zu sehr Spaß gemacht die Unabhängigkeit zu genießen und wir wollen höchst persönlich über die kambodschanische Grenze fahren und dieses Land ebenfalls eigenständig erkunden und nicht auf doofe Busse angewiesen sein. Ein letzter Abschlusscheck in Vietnam und schon geht es auf zu neuen Abenteuern!

Natze & Domi