Athen


Unsere Backpacking-Reise nähert sich dem Ende und Deutschland und zu Hause ist wieder zum Greifen nahe. Doch anstatt sich auf München zu freuen, kullern dicke Tränen über das Gesicht. Wir wollen diese traumhaften Orte mit den malerischen Städtchen, rauen Klippen, türkisfarbenes Wasser, grober und feinkörniger Sand nicht verlassen. Doch nicht nur die erkundeten Inseln machen die drei Wochen zu einem einzigartigen Erlebnis, es ist einfach das Ganze. Mit Worten nicht beschreibbar.

Trotz allem Widerwillen steigen wir in die Fähre nach Piräus. Der Hafen hat wohl die Größe einer eigenen Stadt: rießige Frachter und Fähren wohin man nur blickt. Der Weg zur Metro scheint schier kein Ende nehmen zu wollen. Willkommen zurück in der Zivilisation!! Was wir auf den langen Weg dorthin sehen müssen, schockiert uns zu tiefst. Flüchtlinge, die am Hafen, auf kleinen grünen Flächen, auf Parkbänken, unter Bäumen, ja sogar auf Gehwegen und Busstationen "campieren". Alles was sie mitnehmen konnten, haben sie bei sich. Es ist ein verschreckendes, aber zugleich auch tief ergreifendes Bild. Genervt von Krankheit, der stickigen Luft, der drückenden Hitze der Stadt und den unheimlich vielen Leute und Verkehr erreichen wir endlich die Metro. Auch hier werden wir von Flüchtlingen, Obdachlosen und Bettlern auf eine unangenehme und penetrante Art um Geld angefleht. Natze hofft, dass sie dieses Bild nur hier am Hafen finden würde, doch leider zieht sich dieses durch ganz Athen.

Ganz in der Nähe des Hotels befindet sich einer der größten Drogenhandelsplätze (Omonia) und Prostitutionsstraßen Athens. Obwohl wir in ein BestWestern Hotel einchecken, welches auch nicht das günstigste ist, haben wir mit so einem Viertel nicht gerechnet - ohne die Securities vor der Tür hätte das Hotel wohl längst schließen müssen. Wir lesen von rechtsradikalen Schlägertrupps, die im Auftrag von verzweifelten konservativen Regionalpolitikern Flüchtlinge verschleppen und Ärzte, die ehrenamtlich das Leid auf den Straßen verringern wollen, brutal zusammenschlagen.


Das schlimmste Bild, das uns von dem Aufenthalt in dieser Metropole noch im Kopf bleibt, ist ein halbnackter Mann, nur noch Haut und Knochen, Schürfwunden am ganzen Körper. Am hellichten Tag auf den Rücken liegend mitten auf dem Gehweg, in einem Wohnviertel unweit unseres Hotels, in der prallen Sonne, die Nadel liegt neben dem Arm im Schmutz.. Er schläft, hoffen wir zumindest...

Alles in Allem macht diese Stadt einen sehr verwahrlosten und heruntergekommenen Eindruck. Domi findet im Internet einen Bericht von 2012, in dem wird von genau dieser Situation berichtet und auch das Viertel, in dem wir uns aufhalten kommt darin vor. Nur an einem Fleck in der Stadt merkt man von alldem nichts, der Akropolis und den Vierteln darunter (Monastiraki & Plaka). Hier hat sich Athen zurecht gemacht und für die Touristen herausgeputzt. Keine dreckigen, herunterkommenden Häuserfassaden, kein Müll, der auf den Straßen liegt, keine Bettler, Obdachlosen. Stattdessen gepflegte Gassen, Touristenläden links und rechts, Pelzläden, teure Restaurants.

Der Weg zum höchsten Punkt der Akropolis, zum Pantheon, ist schweißtreibend und wir kommen uns mega unsportlich vor. Liegt es an der Grippe, der drückenden Hitze oder einfach an 3-Wochen-unsportlich-sein?? Auf den letzten Stufen bietet sich ein unglaubliches Schauspiel. Touristenmassen, Asiaten, die auf den Stufen stehen, den Weg hinauf durch ihre „Selfies“ versperren. An ihnen vorbeigekämpft, nass geschwitzt haben wir von dort oben einen grandiosen Ausblick auf die gesamte Stadt. Dass Athen nur 600.000 Einwohner haben soll, wollen wir so Recht nicht glauben. So ist es doch ein nicht endend wollendes Häusermeer, was sich unter der Akropolis erstreckt. Die Vororte sind mit Athens Kern regelrecht verschmolzen und wie wir später erfahren, machen nun 3 Millionen Einwohner mehr Sinn.

 


Kommentare: 0