Bangkok - mehr als nur Partymeile

 

24 Stunden dauert unsere Anreise von Havelock Island bis Bangkok. Thailand ist so nah, doch von den Andamanen so fern.... Anstatt direkt die paar hundert Kilometer in den Osten zu fliegen, müssen wir zurück zum indischen Festland und nach einem 7-stündigen Aufenthalt in Kalkutta geht es dann endlich los nach Thailand, genauer gesagt Bangkok. Natze freut sich schon tierisch darauf! Hier hat sie letztes Jahr einen ihrer bisher besten Urlaube verbracht und hier entstand auch die Idee einer Backpackingreise durch Südostasien.

 

Per Taxi geht es früh morgens hinein nach Bangkok in die Nähe der Khao San Road, wo sich unser Hostel befindet. Jetzt ist erst einmal Schlaf nachholen angesagt, da wir fast die ganze Nacht am Flughafen durchmachen „mussten“. Wir durften während unseres Transfers in Kalkutta bis kurz vor Abflug nicht einchecken und aufgrund der hoch aufgedrehten Klimaanlagen war an Schlaf nicht zu denken.

Frisch und munter machen wir uns dann mittags auf durch Bangkoks bekannteste Straßen. Natze ist hin und weg, denn überall flackern Erinnerungen auf und sie zeigt Domi jedes Restaurant in dem sie gegessen hat, jeden 7Eleven in dem sie sich nach einer Partynacht ein Sandwich geholt hat, die Bar in der sie die Nacht zum Tag gemacht hat und die Gasse, in der es spontan zu einer Jam Session kam und mitgetanzt wurde. Wir schlendern durch die Khao San Road und die Parallelstraße Rambuttri und verbummeln den Tag, lassen uns massieren und die Füße und Hände auf Vordermann bringen. Erstaunlicherweise ist wirklich wenig los; wie wir später erfahren sollen, liegt es daran, dass erst Dienstag ist und die ganzen Massen erst am Wochenende nach Bangkok strömen. Noch dazu befinden wir uns noch am Anfang der Saison...

Domi ist überrascht, dass es hier hochwertige Straßen gibt, ohne Schlaglöcher und mit Gehwegen. Auch ist hier im Gegensatz zu Indien alles sauber und es steigen uns nicht ständig unangenehme Gerüche in die Nase. Natürlich ist hier und da mal ein Gulli, aus dem es müffelt, aber das ist nicht der Rede wert. Wir sind erstaunt, wie ruhig es hier zugeht. Wir verspüren keine Hektik mehr. Auch die Autofahrer fahren sehr vorsichtig und man wird nicht angehupt, wenn man die Straße überquert!  Für viele ist Bangkok ein ohrenbetäubender Horror, doch für uns ist es gerade richtige Entspannung! Erst jetzt realisieren wir so wirklich, in was für einem Land wir die letzten zwei Monate gereist sind. Aber wir bemerken auch ein paar negative Seiten: überall Deutsche, Engländer und Australier, die ihren Heimatländern nicht den besten Ruf machen, ohne Ende Souvenirshops und viel zu teure Garküchen und Restaurants. Unsere 17 Euro pro Tag von Indien werden wir hier wohl deutlich überschreiten und das Essen in den Touristenvierteln kann auch nicht wirklich überzeugen.

Müde gehen wir zurück ins Hostel und wollen uns einen gemütlichen Abend bei einem Bierchen mit anderen Backpackern machen. Hier treffen wir auf Rahel und Stephan, ebenfalls ein Paar aus Deutschland, welche sich auch auf Weltreise befinden. Aus der geselligen Runde wird leider nichts, denn Natze`s Blasenentzündung erreicht ihren Höhenpunkt und eine Notaufnahme muss her. Die Krankenhäuser in Bangkok gleichen eher 5-Sterne Hotels und genauso wird man hier empfangen und behandelt. Da können sich die Deutschen noch eine gute Scheibe abschneiden. Da macht es uns auch nichts aus, dass wir die halbe Nacht dort verbringen müssen, da Natze unzählige Untersuchungen, Blutabnahmen und Infusionen mit Schmerzmitteln und Antibiotika über sich ergehen lassen muss. Wir sind froh, um vier Uhr morgens endlich ins Bett fallen zu können. Leider sollen wir die Klinik noch öfter aufsuchen müssen, wegen erneuter Antibiotikainfusion und Tage später sogar noch einmal, da das Antibiotikum nicht anschlägt und gewechselt werden muss. Doch irgendwie sollen wir in dieser Nacht wohl keinen Schlaf finden, so macht Domi etwa eine Stunde nach unserer Rückkehr eine ganz andere Erfahrung: Ein betrunkener Australier klaut Domis Bettdecke, nachdem er seine ganze Wasserflasche über ihm verschüttet hat. Domi wacht komplett durchnässt auf und versucht mit dem Betrunkenen zu diskutieren, der jedoch jenseits von Gut und Böse zu sein scheint und nichts mehr um sich herum mitbekommt.

 

Okay, diese Nacht war alles andere als erholsam, aber dafür entschädigen Bangkoks Sightseeing Attraktionen ungemein. Klar, dass wir die abklappern wollen, denn Bangkok hat weitaus mehr als nur Party zu bieten. So schauen wir uns die nächsten Tage den riesigen Grand Palace an, machen eine Longtail - Bootsfahrt auf dem Chao Phraya, essen Nudelsuppe in Chinatown, bestaunen den längsten goldenen Buddha im Wat Pho und lassen unseren verspannten Rücken bei einer Thaimassage ordentlich durchkneten. Partynächte auf der Khao San sind aufgrund der Antibiotikaeinnahme gestrichen, worüber wir nicht traurig sind, denn wir haben uns jetzt schon entschieden, dass wir im Februar definitv zurück kommen werden. Auf unserem Streifzug durch die Straßen entdecken wir ein Hotel, das Zimmer für nur 350 Baht (9€) pro Nacht anbietet. Das Hostel ist zwar sehr gut gelegen, ruhig und gemütlich, doch wollen wir raus aus dem Zwölfer-Gemeinschaftszimmer und buchen uns noch für zwei Nächte in diesem Hotel ein. Naja, hinterher ist man immer klüger und wir hätten doch lieber in unserer ersten Bleibe verweilen sollen. Das Hotel liegt zwar genau wie das Hostel in einer Parallelstraße der Khao San Road, jedoch schließt es leider direkt an eine Bar/ Club an, was wir aber erst in der Nacht bemerken. Mit Oropax bewaffnet, wiegen uns die Bässe in den Schlaf. Das soll es aber nicht gewesen sein, denn am nächsten Morgen finden wir einen älteren Touristen stark angetrunken, völlig neben der Spur in dem Außenbereich unseres Restaurants auf dem Boden sitzend vor. Als wir von unserer Sightseeing Tour nach ein paar Stunden zurück kehren, hat er sich auf dem Betonboden bequem gemacht und schläft dort seinen Rausch aus.....Die Story geht noch weiter...er entpuppt sich als unser Zimmernachbar, der sich am Abend einen Ladyboy ins Zimmer bestellt und wir diesen, dank der dünnen Wände laut rufen hören, von „Say my bithday!!“ unter lauten Kläpsen bis hin zu „Oh, I hate Sex!!“. Okay....wir wollen die Bilder im Kopf nicht weiter spinnen, doch sehen wir am nächsten Tag immer mehr solcher Ladyboys und ein bisher übersehener Zettel an der Rezeption lässt darauf schließen, dass man dieses Hotel wohl auch stundenweise mieten kann. Gott sei Dank verbringen wir die letzte Nacht hier, denn genauer wollen wir nicht drüber nachdenken, was hier in unserem Zimmer schon so alles abging. Okay, Sextourismus gehört in Thailand wohl einfach dazu, wenn auch meist sehr unschön anzusehen. Da heißt es dann wohl leben und leben lassen und am besten ignorieren.

 

Die Augen haben wir allerdings vor folgenden tollen Highlights nicht verschlossen:

Wat Phra Khaeo und der Königspalast (Grand Palace)

 

Was wäre eine Reise nach Bangkok ohne einen Besuch des berühmten Königspalasts zusammen mit der prunkvollen Tempelanlage Wat Phra Khaeo, in dessen Inneren ein smaragdgrüner Buddha steht.

 

An einem Tag bekommen wir es dann aber doch noch hin mit dem früher aufstehen, der Kultur wegen. Früh am Morgen bereiten wir uns für den Besuch der Anlage vor, denn dieser soll gut geplant sein: Man kommt nur rein, wenn man eine lange Hose/ Rock und ein mindestens schulterbedeckendes Shirt trägt. Sicherheitshalber nehmen wir noch etwas langärmeliges mit und ziehen Turnschuhe an, da wir gelesen haben, dass auch die Füße bedeckt sein müssen. Unser Schweißfüße hätten nicht sein müssen, denn wir haben viele mit Sandalen gesehen. Wir sind froh, die frühe Stunde genutzt zu haben, während wir die immer voller werdenden Tempel bestaunen. Hier könnte man wirklich den ganzen Tag verbringen, wenn man denn wollte. Es gibt immer wieder neue versteckte Tempelanlagen und verzierte Statuen zu entdecken.

 

Wat Pho

Danach machen wir uns auf zum Tempel des berühmten liegenden Buddha, der nur wenige Gehminuten vom Grand Palace entfernt liegt. Er ist groß, wirklich GROSS! Weise lächelnd und goldglänzend liegt der 45 Meter lange Koloss da vor uns, ein Fest für die Augen!

Chinatown

Ein Besuch von Bangkoks Chinatown darf natürlich auch nicht fehlen. Die hier überwiegend chinesisch stämmigen Bewohner haben hier eine Stadt in der Stadt geschaffen. Die vielen Stände und das große Gedränge lassen sehr gut erahnen, wie das Leben in China so ist, doch damit können wir ja mittlerweile schon gut umgehen. Hier haben wir an einem Straßenstand auf jeden Fall die bisher leckerste Nudelsuppe in Bangkok gegessen.

Bootsfahrt auf dem Chao Phraya

Die schnellste und günstigste Methode, sich von einer Attraktion zur nächsten zu hangeln ist definitv das Longtailboot. Die Fahrt an sich ist schon ein echtes Highlight, in rasantem Tempo geht durch enge Kanäle und beim Ausweichen eines entgegekommenden Bootes kann man schon einmal nass gespritzt werden.

Wir haben noch lange nicht alles gesehen und freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch im Februar!

Natze & Domi