Bangkok - Kanchanaburi - Chumphon

oder auch:

Domi allein unterwegs

Der wohl verwirrendste Teil der Reise. Zumindest was das Verfassen dieses Blogeintrages angeht. Nachdem wir unseren Weg von Koh Chang zurück in Richtung Bangkok gemacht haben, folgt die Entscheidung, eineinhalb Wochen jeweils auf eigene Faust zu machen. Domis Plan ist die geschichtsträchtige Provinz Kanchanaburi im Westen Thailands, während Natze direkt nach Süden auf die Insel Ko Tao düst, um wieder am Strand Pina Coladas trinken und endlich ihren Tauchschein absolvieren zu können.

Bangkok

 

Gesagt getan, während also Natze per Expressvariante schon am kommenden Tag auf der Insel ist, finde ich eine wenig bekannte Gelegenheit, von Bangkok in die 100km entfernte Stadt zu kommen. Es gibt da eine uralte Eisenbahn, deren Preis sich seit Jahrzehnten nicht geändert hat, um den Einheimischen das Pendeln zu ermöglichen: für die Fahrt von knapp fünf Stunden verlangt der Schaffner hier nur 48 Baht, was nicht einmal 1,50€ sind. Ich muss gleich zweimal zum Schalter, um wirklich auf Nummer sicher zu gehen. Aber ich habe mich nicht verhört. Morgen geht es also für etwas mehr als einen Euro durchs halbe Land. Dann kann der Tag heute noch genutzt werden, um sich Bangkoks grüne Oase anzusehen, die Insel Ko Kret im riesigen Chao Phraya Fluss, der durch Bangkok fließt. Früher war das Eiland nördlich der Stadt Zufluchtsort für Minderheiten, die sich über die breiten Flussufer besser vor Feinden schützen konnten, heutzutage ist es ein Mittelpunkt des Töpfereihandwerks – aber auch der Ruhe. Nach langer und umständlicher Anfahrt wird schnell deutlich, dass viele Künstler und Freigeister hier leben. Und ich kann kaum glauben wie ruhig es hier im regen Treiben Bangkoks doch sein kann. Ich leihe mir ein Fahrrad und erkunde die autofreie Insel viel langsamer als ich es gewohnt bin – und es macht enorm Spaß. Dezente Tempel stehen hier zwischen verrückt verzierten Häusern und eine Menge Kinder tollen durch die engen Gassen. Gut, dass ich am Montag hier gelandet bin, ich bin mit nur einer Gruppe älterer Touris der einzige Ausländer hier. Unglaublich viele Pfade, Stege und Wasserwege laden zum Erkunden ein und es zeigt sich sogar ein einen Meter langer, blau schimmernder Bindenwaran wenige Meter vor mir auf dem Gehweg. Obwohl die eindrucksvollen Tiere auf uns Europäer einen exotischen Eindruck machen, sind sie bei den Thais unbeliebt, ja sogar gleichgesetzt mit unseren Kanalratten; ganz einfach weil die Kanalisation ihr Lieblingsort ist. Leider macht der sich aus dem Staub bevor ich meine Kamera zücken kann. Macht aber nichts, der Rest der Insel hat genug zu bieten! Zufällig lande ich später mit den restlichen drei älteren Herrschaften auf der gleichen kleinen Holzfähre in Richtung Festland – wie sich herausstellt sind es auch Deutsche und da sie jedes Jahr nach Thailand kommen, müssen mir Ulf, Henni und Siegried natürlich unbedingt noch ihren Lieblingsladen mit den besten Windbeuteln der Stadt zeigen. Und weil die so gut sind, nehme ich mir davon auch gleich 20 mit. Müssen ja für die Zugfahrt morgen reichen. 

Natürlich tun sie das nicht.

Kanchanaburi & zurück

 

Nach erholsamer Nacht im Hostel geht's mittags mit der Fähre über den Fluss zur versteckten Zugstation und wenig später sitze ich in einer gut gefüllten Fenster- und Türenlosen Holzklasse mit genau vier weiteren Touristen. Mit Tempo Dreißig geht's vorbei an nur wenigen Zentimeter weit entfernten Wellblechdächern raus aus der Stadt und mitten rein ins Grün. Gehalten wird an jeder noch so kleinen Station. Ich komme mit dem Amerikaner und den drei Belgierinnen bald darauf ins Gespräch und man verabredet sich für die kommenden Tage für ein paar Aktivitäten. Erst bei der Ankunft realisiere ich, dass wir die ganze Zeit in dem Zug saßen, der einige hundert Meter nach meiner Station über die River Khwai Bridge fährt, die während dem zweiten Weltkrieg unter so vielen Todesopfern erbaut wurde und (damals noch) bis nach Myanmar fuhr. Daher der gleichnamige Hollywoodstreifen, der jetzt definitiv auf der to-do Liste steht. Als dann noch mein “Floating Bungalow”, ein einfaches Bambushüttchen, das auf viel hölzernem Treibgut im Khwai Fluss schwimmt, einen direkten Blick auf die so berühmte Brücke hat... Geile Nummer.

Ich leihe mir einen Roller und fahre vorbei an riesigen Grabstätten zu den bunten chinesischen Tempeln außerhalb der Stadt, die imposant auf einigen Hügeln liegen. Hier muss man auch irgendwie alle paar hundert Meter für ein Foto stoppen... Ich erkenne von weitem eine glänzend goldene Pagoda auf einem nahen Gipfel und mache mich auf den Weg in die Richtung. Nach einer hohen Klippe macht die Straße eine Kurve und ich stehe vor einem riesigen chinesischen Drachen, der sich an der Seite des Berges hinab schlängelt. Und hier gibt's sogar einen DRAGONBALL bei dem man sich was wünschen darf!! Ich glaube ich habe selten in meinem Leben so dumm geguckt. Das weit aufgerissene Maul (die Rede ist wieder vom Drachen!) stellt den Eingang zu einer Treppe dar, die im Inneren seines Körpers steil nach oben bis direkt in eine Höhle führt, in der ein riesiger Buddha im natürlich belassenen Raum der Höhle angebetet wird. So etwas verwunschenes habe ich mir für heute nicht träumen lassen. Neben der Anbetungsstätte geht eine schmale Stahltreppe durch die teils offene Höhlendecke, auf der mir drei Mönche grinsend entgegen kommen. Ich muss echt sehr perplex drein geschaut haben. Es wird gegrüßt und ich wandere kurz darauf fast vorbei an einem dezent geschmückten Loch im Boden links neben dem schmalen Wanderpfad. Ein Höhleneingang? Das muss ich einfach rausfinden. Um rein zu kommen, muss ich mich auf beiden Seiten des Lochs abstützen und mich einen guten dreiviertel Meter hinab lassen, bis die erste Stufe kommt. Und genau so steil geht's danach für weitere zehn Meter gerade nach unten. Na das müssen ja sportliche Mönche sein. Zum Glück gibt es hier etwas Beleuchtung und ein paar kleine Kerzen am Eingang, sonst würde ich in absoluter Dunkelheit stehen. Endlich wieder gerader Boden. Ich merke, dass ich allein bin und dass der Raum der Höhle zum Glück überschaubar groß ist, vielleicht insgesamt 50 Meter lang. Keine stockdunklen Ecken, das beruhigt mich. Ich schieße ein paar Andenken und merke erst danach, dass noch etwas an dieser Höhle unglaublich besonders ist: Es ist mucksmäuschenstill. So still, dass ich auch ohne vorherigen Lärm das Gefühl habe, als wäre ich gerade aus einem lauten Club gekommen. Meine Ohren rauschen, so still ist es. Ich setze mich vor den Schrein und genieße die Abgeschiedenheit, bis sich meine Ohren daran gewöhnt haben. Dann höre ich genauer hin und bemerke... NICHTS, nicht den leisesten Schall von draußen und, sofern ich mich nicht bewege, nicht ein einziges Lebewesen das hier unten einen Laut macht. Mein Atem kommt mir auf einmal verdammt laut vor. Schlagartig wird mir auch die enorme Hitze hier drinnen bewusst, die ich davor auf meine Kletteranstrengung geschoben habe und leichtes Unwohlsein macht sich in mir breit. Nach sieben Monaten Asien ist dies zwar der erste Moment absoluter Ruhe in dem sonst so heillosen Chaos, aber SO still, abgeschieden und heiß ist mir dann doch eine Nummer zu beklemmend. Komisch, ich dachte immer, dass ich sowas absolut genießen könnte. Aber nachher ist man immer schlauer. Also wieder raus aus dem Loch im Boden und die letzten Meter hoch zu der wunderschön glänzenden Pagoda mit ihren unzähligen Gebetsfahnen. Was für ein gelungener Tag!

Wieder zurück gibt's abends ein Bier auf der begehbaren Khwai Brücke zum Sonnenuntergang und jedermann wartet gespannt auf den letzten Zug des Tages, der weniger als eine Armlänge von den Ausweich-Balkonen für Fußgänger entfernt vorbeifährt. Da der junge Amerikaner und seine gleichaltrige thailändische Freundin im Bungalow nebenan die Belgierinnen eingeladen haben, überrascht mich eine lustige Runde beim heimkommen und wir machen uns auf den Weg zu einem klassisch thailändischen Barbeque-Buffet. Definitiv die unterhaltsamste Art, sich den Magen zu füllen!

Mit kleinem Kater geht's am kommenden Morgen mit den drei Belgierinnen auf unseren Scootern zu einem 50km weit entfernten Wasserfall. Der Weg dorthin kann sich schon sehen lassen. Wir sind leider zur falschen Zeit hier. Die Trockenzeit macht uns einen Strich durch die Fantasie vom kühlen Nass und wir finden einen leider nur theoretisch sehr schönen Wasserlauf mit vielen halb trockenen Terrassen vor. Also machen wir uns quer durch den Dschungel auf die Suche nach dem größeren Teil des Flusses, der auf Google Maps eingezeichnet ist. Schlechte Idee? Absolut. Nach einer guten Stunde Kletterei und gefühlten zweihundert Mückenstichen geben wir auf und wollen gerade umkehren, als mein Handy mitten im thailändischen Nichts klingelt. Andi und Jenny, Küchenchef und Kellnerin aus meiner letzten Arbeit, sind auf dem Weg von Nordthailand nach Kanchanaburi und wollten mich nur wissen lassen, dass sie heute Abend kommen und fragen wo ich denn eingemietet bin. Besser wird's kaum noch! Jetzt müssen wir nur noch heil diesen Berg wieder runter kommen.

Nach einigen Minuten Rollerfahrt und einem deftigen Mittagessen entscheiden wir uns dann dafür, einfach in den Hauptstrom unterhalb aller Wasserfälle ins kühle Nass zu springen. Was für eine willkommene Abkühlung!

Etwas entspannter gehts die Strecke wieder zurück und wenig später stehen mir ernsthaft Jenny und Andi gegenüber, irgendwo in Thailand. Darauf muss erstmal einer getrunken werden, es gibt schließlich eine Menge zu erzählen. Ein erstaunlich schlechtes Abendessen, viele Bier und mitternächtliche Streetfoodleckereien später schlagen wir wieder an unserem Flussufer auf und natürlich muss betrunken wieder eine Dummheit begangen werden – ich schnappe mir die kleine Nusschale mit den zwei Paddeln, die vor meinem Steg angetaut ist und mit der ich schon seit Tagen liebäugele und rudere vor deren Bungalow für eine gemeinsame, exklusive River Khwai Tour bei Mondschein. Dass Frauen bei sowas immer klüger reagieren muss ich nicht erwähnen, also steigt lediglich Andi über seinen Balkon in die Holzschüssel und kaum steht er mit beiden Füßen drinnen, merken wir, dass diese Fumpe nicht für zwei gemacht ist. In drei Sekunden ist der Rudertraum gesunken und wir schwimmen gröhlend und sternhagelvoll zurück an den Balkon. Fürs Retten des Bootes hats zum Glück noch gereicht. Lieber ab ins Bett und den kommenden Tag nutzen!

Nachdem wir wenig überraschender Weise doch sehr schwierig in die Gänge kommen, klappern wir gemütlich eine Runde großzügig die Sehenswürdigkeiten ab und genießen ausgiebig die Thaiküche! Wir sind ja schließlich im Urlaub und nicht in der Arbeit.

Tags darauf kaufen wir uns das gleiche Ticket Retour nach Bangkok und genießen die langsame Fahrt zurück in die wilde Hauptstadt. Priorität Zimmer finden ist schnell erledigt und so ist viel Zeit, um die Khaosan Road mit ihren unzähligen Bars bis spät nachts auszunutzen! (inkl. gerissenem Flipflop. Bäh, bei der reudigen Straße!!)

Am nächsten Morgen wird sich vorübergehend verabschiedet, in Thailand weiß man ja nie, wo man sich spontan doch noch trifft!

 

Und schon steht der nächste Besuch “ins Haus”, meine Mutter und Schwester sind wieder in der Stadt, nachdem sie nach Koh Chang in den Norden Thailands gereist waren. Wir treffen uns in Bangkoks “unbekannter Altstadt”, einem Venedig in Miniaturform, ganz so wie Bangkok früher aussah. Hier haben sich viele Künstler niedergelassen und es sind eine Menge gemütlicher Cafés und Ateliers mit Handgemachtem entstanden. Wir füllen uns die Mägen mit, offen gestanden optisch sehr spezieller, aber geschmacklich exzellenter Schweine-Nudelsuppe und machen uns über den Caho Phraya Fluss auf den Weg nach Chinatown, dem meiner Meinung nach spannendsten Stadtteil Bangkoks. Vorbei an undefinierbaren Innereien-Delikatessen, geräucherter Entenbrust, gerösteten Maronen, exklusiven Teesorten und geschäftigen Garküchen; alles im Neonlicht der Reklametafeln, die die Straße überragen. In einer besonders gut besuchten Garküche lassen wir uns nieder und bekommen ein himmlisch knusprigen Schweinebauch mit Sticky Rice serviert. Der war so gut, dass gleich noch eine Portion hinterher musste. Klingt so, als würden wir die ganze Zeit nur essen? Goldrichtig, dafür liebt doch jeder Thailand. Erschöpft geht's ab nach Hause und wieder heißt es Abschied nehmen, diesmal für mindestens fünf Monate...

Phraya Nakhon & Chumphon

 

Der nächste Morgen beginnt um fünf Uhr dreißig. Wieder muss ich zu der altmodischen Zugstation auf der anderen Seite des Flusses. Ich erwische gerade noch so die erste Fähre und stelle fest, dass man auch morgens um diese Uhrzeit in Thailand gut ins Schwitzen kommt. Wieder geht's für etwas mehr als einen Euro einige hundert Kilometer durchs Land, diesmal allerdings nach Süden, entlang des Golfs von Thailand bis hin zum Khao Sam Roi Yot Nationalpark. Diesmal ist der Zug fast leer, was die Fahrt sehr angenehm macht. Ich hatte vor einiger Zeit ein Bild entdeckt, das einen Tempel in einer Höhle zeigt, deren Dach eingestürtz ist und habe per umgekehrter Bildersuche herausgefunden, dass dieser in einer Höhle namens Phraya Nakhon zu finden ist. Also warum nicht dort hin, wenn es genau auf dem Weg nach Ko Tao liegt. Angekommen an der Station trennen mich noch gute 20km von meinem Ziel. Ich muss frustriert feststellen, dass hier wohl keine Roller vermietet werden, da ich wohl der einzige Touri bin, der auf diese Art und Weise zu dem Nationalpark reisen will. Tuktuks scheint es hier auch kaum zu geben. Ich bin das erste Mal in einem Dorf, in dem wirklich niemand Englisch spricht. Zum Glück reicht mein Thailändisch schon zum Essen bestellen und so kümmere ich mich nach dem Rumgehetze erst einmal um den Hunger. Da sich wohl herumgesprochen hat, was für ein komischer Kauz hier unterwegs ist, kommt kurz darauf eine Frau mit Pickup vorbei und bietet mir an, mich für einen überteuerten Preis in den Nationalpark zu fahren. Verhandeln lässt sie kaum mit sich, weil sie weiß, dass ich nicht auf Konkurrenz ausweichen kann - und ihr Englisch würde sowieso nicht reichen. Naja, dafür habe ich ja am Zugticket schon enorm gespart. Also los und schon nach kurzer Zeit beginnt das Staunen. Was für eine geniale Landschaft. Noch nicht mal im Nationalpark angekommen sind wir von Karststeinfelsen umringt, Bauern auf perfekten Reisfeld Landschaften mit einigen alten Bambushütten ergeben ein Bild von Thailand wie aus einem Bilderbuch. Ich beziehe meine Bude und schnappe mir sofort einen Roller, um noch die letzten Sonnenstrahlen auszunutzen. Leider sind alle Wanderwege in der Gegend schon “geschlossen”, aber ich riskiere es trotzdem und werde nicht enttäuscht! Ein Sonnenuntergang vom Khao Dang Viewpoint kann sich absolut sehen lassen, und das noch ungestört von anderen Touristen. Lediglich eine Horde Affen lässt mich wissen, dass ich nicht besonders erwünscht bin. Die Rückfahrt durch die großzügig gewässerten Reisfelder wird nach Sonnenuntergang sehr unliebsam, weil gefühlte Milliarden Mücken und Fliegen ab einer gewissen Geschwindigkeit auf dem Roller zu bösen Geschossen werden...

 

Nach sehr familiärem Abendessen im Hostel geht's ab ins Bett, um den nächsten Tag früh mit Kaffee am Strand zu starten! Der Weg zum Trailhead der Höhle ist schnell gefahren, noch einmal schnell eine Stunde wandern bis zum Eingang - das ist leider bei den Temperaturen leichter gesagt als getan. Entlang an schönen Stränden, berauf vorbei an keuchenden Chinesen und irgendwelchen verrückten Zwergäffchen  bis an den Eingang der Höhle, die in mehrere Teile aufgeteilt ist. Alle haben eins gemeinsam: das eingestürzte Dach. Ganz wohl ist einem bei dem Gedanken nicht wirklich, aber das Ergebnis lohnt sich! Ich lasse die Bilder mal für sich sprechen....

 

Chumphon

 

Abends erzählt mir mein französischer Hostelbesitzer, dass ich morgen lieber auf Busfahren umsteigen sollte – der Zug kommt hier immer mit starker Verspätung bis eventuell gar nicht vorbei. Von Bangkok aus ist die Strecke einfach, ab der Station hier ist man wohl auf Spontanität angewiesen. Und tatsächlich, als ich am nächsten Tag wieder mit einem (günstigeren) Pickup zurück zum Ausgangsort fahre, warten dort an der Zugstation lediglich ein seelenruhiger Mönch und ein im Schatten schlafender Hund. Die Empfehlung von Julien, einfach die Hand an der Hauptstraße rauszuhalten, bis einer der vielen Minibusse anhält, funktioniert innerhalb von Minuten und schon sitze ich zwischen zig Thais auf dem Weg nach Chumphon. Neun ermüdende Stunden später checke ich ins Hostel ein und erkunde den hiesigen Nachtmarkt, bis mir heftiger Regen einen Strich durch die Rechnung macht. Ich buche mir noch mein Ticket für den kommenden Abend und schlafe erstmal aus nach diesen paar actionreichen Tagen. Der Hostelbesitzer bietet mir beim Frühstück an, mich nach Checkout oben in der Couchecke aufhalten und seine Filmesammlung nutzen zu können, bis meine Nachtfähre um 22Uhr nach Ko Tao ablegt. Die willkommenste Einladung, die es bei strömendem Regen geben kann.

 

Bis zur Fähre gibt es einen Pickup Service. Hier spricht wieder Keiner Englisch und ich bin froh, dass kein anderer Tourist auf Teufel komm raus ein Gespräch a la “Hey na, du auch hier?” anfangen will. Allein unter Fremden kann manchmal so angenehm sein. Die Fähre ist eigentlich eher ein Frachtkahn, der mit einer Etage voller Stockbetten ausgestattet ist, um neben dem Gütertransport noch Geschäfte machen zu können. Die Seeburschen sind herrlich unfreundlich und die Betten winzig, aber gemütlich. Nach einem Bier und einer Zigarette auf Deck lege ich mich mit Musik auf den Ohren zu dem angenehmen Schaukeln des Schiffes schlafen und wache kurz nach Sonnenaufgang so erholt wie selten auf – nur komischerweise alleine in der doch eigentlich fast ausgebuchten Etage. Verwundert sammle ich meine Sachen zusammen, hetze an Deck und muss mit Schrecken feststellen, dass das Schiff bereits leer ist und wieder abgelegt hat! Haben die sich einen Spaß aus dem blöden Touri gemacht oder hat's einfach keiner gewusst? Fahren wir bereits wieder zurück nach Chumphon? Aber warum ankern wir dann noch mit dem Gesicht zur Insel? Verwirrt suche ich die Brücke und treffe auf drei Thais, die vertieft sind in ein Musikvideo mit einer halbnackten Tänzerin und währenddessen Rum trinken. So stellt man sich Seeleute morgens um halb sieben vor. Als sie mich erblicken, bricht gröhlendes Gelächter aus und ich werde auf thailändisch zugeschwallt und auf die Schulter geklopft. Das kann ja lusitg werden. Der Kapitän kriegt nach ein paar Anläufen noch ein “wait, wait” zustande und dann stehe ich eine geschlagene Stunde an Bord und warte. Währenddessen dämmert mir, dass Nathalie mich eigentlich um 6Uhr am Steg abholen wollte. Auf meinem Handy gibt's einen verpassten Anruf und ein “ich fahre wieder zurück, schlafen!”. Na toll, das ist auch schon fast eine Stunde her.

 

Nach noch einer weiteren Stunde ohne Erklärung von der Crew dann endlich des Rätsels Lösung: Der Motor wird gestartet und ich sehe ein identisches Schiff aus dem Hafen vor uns kommen. Anscheinend wurde unsere Ladung bei Ankunft gelöscht (Wie kann man sowas lautes verschlafen!?), alle Passagiere sind ausgestiegen und weil die Standkosten im Hafen zu teuer sind, ist der Kapitän nochmal rausgefahren, während die neue Ladung an Land vorbereitet wurde, das Deck des Schiffs gereinigt wurde und das andere Schiff in der Zwischenzeit entladen werden konnte. Jetzt nur noch ab aufs Festland, schnell einen Roller mieten und los zum Hostel, Natze wecken und mir von ihr die Insel zeigen lassen! Während ich meinen Umweg nach Ko Tao gemacht habe, hat sie die Zeit genutzt und hat ihren Advanced Tauchschein abgeschlossen. Das Gleiche habe ich die kommende Woche auch vor, aber jetzt heißt es erstmal ankommen und abfeiern!

 

Domi