Paros & Antiparos


Gespannt legen wir in Paros an. Die Schwerlaststege des Schiffes senken sich zu einer bescheuerten und nervtötenden Warnmelodie verpackt als Kinderlied. Erstmal durch die Reihen kundenbegieriger Hotelanbieter mit ihren möglichst auffälligen Flyern kämpfen, an der Armada von Rollikoffer-Allinclusive Familien vorbei, bis wir auf einen „seriös“ wirkenden Quadverleiher stoßen, der begeistert von seinen deutschen Freunden in Vinnigen-Schwemmingen berichtet. Aber da gewesen sei er noch nie. In null komma nichts ist ein 150cc Quad gemietet, dreimal so stark wie Frank. Wir taufen ihn Ramon, natürlich spanisch ausgesprochen. Er gibt gern an, weil er auch mit 2 Backpacks, 2 Rucksäcken und 2 Personen bergauf noch den Speedy Gonzales macht.

Wir machen uns auf nach Naoussa, doch leider ohne Erfolg. Wieder ab zurück nach Parikia; Ramon freuts, aber er schluckt wie ein Tourist auf

Malle. Wir entscheiden uns für einen Pitstop, mitten im Nirgendwo, bei einem Bäcker, der seine Kundentoiletten in der Backstube hat. Endlich bekommt Natze ihr lang ersehntes Mandel-Marzipan-Gebäck (typisch griechisch) und natürlich einen Cappu Freddo. Dank WiFi finden wir einen Campingplatz am Krios Beach, nördlich von Parikia.

Nach Abladen im kleinen Bungalow geht’s ab an den Strand, wo Natze ihren Sonnenstich nachbessert. Domi begnügt sich mit dem Halbschatten und gelegentlichen Tauchgängen, obwohl die Schwimmbrille seine große Nase wohl nicht mag. Gegen späten Nachmittag fahren wir auf Ramon die Westküste entlang Richtung Süden nach Aliki, dem Kitesurfspot. Bei den momentanen Windstärken ist da natürlich die Hölle los. Antiparos scheint in Wurfweite und ein guter Kitesurfer würde die Distanz sicher in unter fünf Minuten meistern.

 

Nachdem wir uns wieder einmal über die allgegenwärtigen, lautstarken Italiener das Maul zerissen haben, geht es weiter in die Innenstadt, Seafood im „To Mouragio“ bei Sonnenuntergang. Klingt traumhaft und so ist es auch. Aber die Stimmung ist doch etwas gedämpft, da Mykonos die optische und Lifetsyle- Latte sehr hoch angesetzt hatte. Und dann war da noch die viele Sonne heut. Also lieber ab nach Hause und einen Strandspaziergang mit Blick auf Parikia.

Der nächste Tag beginnt mit seltsamen Träumen und Schlaflosigkeit seitens Natze. Sie ist schon längst Muscheln sammeln am Strand, während Domi noch im Halbschlaf hadert. Wir machen uns auf zum Frühstück nach Parikia, das eigentlich in Naoussa hätte stattfinden sollen. Egal, wir waren hungrig. Gestärkt fahren wir abseits der Hauptstraße nach Naoussa, wo wir die ganzen „hätte-wäre-wenn“-Frühstückslocations entdecken. Wir schlendern ewig durch die gepflegten, engen weißen Gassen, machen hier eine Kaffeepause und dort noch Schmuck gucken.

Energiegeladen durch einen „Power Smoothie“ geht es weiter Richtung Osten, nach Santa Maria. Wir wollen zu einer einsamen Bucht „Platia ammos“, die nicht im Reiseführer vermerkt ist, sondern wir auf der einheimischen Landkarte gefunden haben. Und genauso „geheim“ sollte diese Bucht wohl auch bleiben. 

Wir fahren einige DirtRoads hin und zurück, bis wir eine unbeschilderte DirtRoad, deren Anfang von einem halb geöffneten, zerfallenen Stahltor gesäumt ist, entdecken. Wir wagen es. Es ist eine holprige Fahrt, der Rücken von Natze schmerzt, da er ständig gegen den Gepäckträger von Ramon knallt.

Aber wir werden nicht enttäuscht: Ein Stück unberührte Natur, weit und breit keine Menschenseele, starker Wind, wir finden es grandios! Also raus aus den Klamotten, rein in die winzige Düne, ab ins Wasser, durch Wellen springen und die Freiheit spüren. Natze tanzt zu Kopfhörermusik am Strand, während Domi sich aufmacht, um eine vermeintliche Höhle am Ostteil der Bucht zu entdecken. Der Ort hat etwas magisches; er ist einzigartig.

Der Traumstrand wird eingetauscht gegen einen Trip ins Landesinnere. Ramon schockt uns kurz, weil seine Batterie leer ist; aber zum Glück haben die kleineren Motoren ja alle einen Kickstarter.

Wir fahren einige Serpentinen bergauf bis Lefkes, einem charmanten Dorf am Hang des höchsten Berges von Paros. Dort erstrecken sich die weißen Häuschen der Stadt entlang dem Berghang, es wird verwirrend, aber auch schöner. Wir sind absolut begeistert von dem Dorf und seiner Lage. Paros hat auf den zweiten Blick doch deutlich mehr zu bieten, als gedacht. Im Gegensatz zum nackten Mykonos wachsen hier viele Bäume und Sträucher. Weil die Insel so hoch ist, ist auch das Klima hier ganz anders. Es ist allgemein weniger windig und bleibt abends länger warm. Es wirkt allgemein eher heimisch und echt.

 

Schmale, verwinkelte Gässchen, immer wieder Treppen hoch und runter, abrupte Ecken. Inmitten der Stadt eine große, gelbe Kirche, dessen Friedhof Richtung Meer blickt. Es gilt als das schönste Dorf Paros und das zu Recht. Der Hunger treibt uns an. Auf einer Panoramaterasse liegt uns das ursprüngliche Griechenland regelrecht zu Füßen: zu unserer linken das Meer, unter uns das charmante Lefkes und vor uns eine hügelige Olivenbaumlandschaft. Wir speisen wie Könige: Zucchnicroquetten, Tsatziki, griechischer Salat, Lamm in Zitronensauce, Hackfleischbällchen, selbstgemachte Kartoffelchips und Oliven.

 

Es war ein Tag abseits des Tourismus und genau so endet dieser auch. Wir fahren dem Sonnenuntergang entgegen und erkunden die Landzunge von Krios, Kap „Agios Fokas“. Eine Kapelle und eine Ruine stehen hier einsam und verlassen.


Antiparos


Heute konnte Domi nicht schlafen und begann den Tag, wie Natze gestern, am Strand. Nach einem kurzen Frühstück am Campingplatz machen wir uns auf Ramon auf nach Pounda, wo die Fähre nach Antiparos übersetzt. Nach 10-minütiger Überfahrt ist unser erstes Ziel: „Kaffeeeeee!!!!“.

Es treibt uns weiter in den Süden Antiparos‘ mit kurzem Besuch der Tropfsteinhöhle „Agios Ioannis“. Neunzig Meter geht es auf steilen und rutschigen Treppen hinab, vorbei an meterdicken Tropfsteingebilden und engen Durchgängen. Natze dreht nach der halben Höhe, bzw. Tiefe um, die Platzangst bringt ihre Knie zum Zittern.


Zurück im Tageslicht geht es wieder abseits der Straßen zu einem möglichst abgelegenen Strand, von denen es in Antiparos zu Hauf gibt. Leider sind sie wegen ihrer Unberührtheit sehr bekannt und beliebt und so tummeln sich ironischerweise doch viele Touris dort. Nach kurzem Offroad track finden wir dann aber doch ein windstilles Plätzchen, an dem wir den restlichen Tag verbringen.

Der Hunger treibt uns zurück in die Stadt Antiparos, dank Reiseführer Tipp lassen wir uns im  „Argo“ nieder. Sehr versteckt im hinteren Teil der Stadt, ein kleines, unscheinbares Restaurant mit köstlichen griechischen Spezialitäten und zu viel bestelltem Ouzo; der Rest geht mit zurück nach Paros in einer Wasserflasche.

 

 



Kommentare: 0