San Francisco - Stadt der tausend Eindrücke

Nach dieser wahnsinns Naturerfahrung rocken wir mit unserer Peggy in Richtung Davis, einer kleinen Studentenstadt nahe Sacramento, der “Landeshauptstadt” Kaliforniens. Dort wohnt und arbeitet Jonas, ein alter Schulfreund von Domi.

Auf der Landkarte liegt die Adresse auf den ersten Blick direkt neben dem Freeway und uns verfolgen bereits wieder böse Erinnerungen an den “Campground” in Las Vegas. Doch als wir in die grüne Wohngegend eintauchen stellen wir erleichtert fest, dass die vielen alleinstehenden Wohnhäuser und großen Gärten jede Art von Zweifel zerschlagen. Dafür, dass es eine Studentenstadt ist, sind hier sogar außerordentlich gepflegte Nachbarschaften! Besonders das Haus, vor dem uns unser Navi uns anzeigt, stehenzubleiben, lässt uns kurz zweifeln ob wir auch nur ansatzweise richtig sind. Doch dann kommt Jonas aus dem Haus und nach herzlicher Begrüßung erzählt er uns, die reiche Besitzerin des Hauses würde ihre Räume an Studenten untervermieten, seitdem sie Witwe geworden sei. Wir staunen nicht schlecht, beziehen Stellung und entleeren erst einmal das Innenleben unserer Peggy in die Waschmaschine. War doch etwas rustikal die letzten Tage. Es folgen eine Menge Gespräche, fahren anschließend nach Sacramento, um uns ein Bild vom dortigen Kapitol und dem historischen Cowboyviertel zu machen. Natürlich muss auch hier viel Bier gekostet werden, da Nordkalifornien ja berühmt für seine vielen Mikro Brauereien ist. Den Abend lassen wir beim leckersten Burger der Stadt ordentlich ausklingen

Den nächsten Tag starten wir bei lässigem Frühstück im Garten und unter Tags entsteht da so eine Idee von einem gemeinsamen San Francisco Trip, die noch für etwas Ärger sorgen wird, aber dazu später. Wir verbringen unseren Abend also über unseren Straßenatlas gebeugt und überlegen uns mögliche Ziele und einen groben Plan. Dazu ein in einer echten Einbauküche gekochtes Abendessen (man glaubt es kaum, wie sehr einen die kleinen Dinge des Lebens erfreuen können!?) und ein gemütlicher Filmeabend. Gastfreundschaft at it's best.

Nun geht es also Tags darauf zu dritt ab nach San Francisco. Leider ist hier ist Übernachtungsmöglichkeit so begrenzt bzw. teuer, dass schnell klar wird, unsere Idee vom kurzen gemeinsamen Roadtrip war doch etwas sehr romantisch formuliert. Während wir die Stadt besichtigen und uns ab und zu über die Hostel-/Hotelsituation informieren, wird immer deutlicher, dass das auf Dauer nicht laufen wird. Das günstigste Hotel liegt in einem der eher heftigeren Viertel der Stadt und ist alles andere als preiswert und die nächsten RV-Stellplätze sind eine gute Stunde Fahrt von der Stadt entfernt – also entscheiden wir uns dazu, in der Peggy auf einem Parkplatz nahe der Golden Gate Bridge zu übernachten und Jonas nimmt sich ein Zimmer in der üblen Unterkunft und wir belassen es bei einem Tagestrip. Komme wie es wolle, trotzdem muss diese bezaubernde Stadt angeschaut werden und genau das haben wir auch vor.

Zu Fuß laufen wir über die Gate Bridge, was erstaunlich lange dauert! Auf der anderen Seite angekommen nehmen wir einen Bus bis nach Chinatown, wo wir durch die Gassen schlendern und die Fülle an Handarbeitsangeboten bestaunen. Dieses Viertel steht keinem asiatischen Markt in irgendetwas nach. Es riecht sogar so wie in Asien! Durch die günstige Hafenlage hat es während der Industrialisierung unzählige Ostasiatische Arbeiter in die Handelsstadt gezogen, auf der Suche nach einer besseren Zukunft. Der Großteil der vertretenen Kulturen besteht aus Chinesen und Vietnamesen, doch auch viele andere asiatische Klänge sind hier zu vernehmen. Wir machen unseren Weg weiter nach Downtown und Domi staunt nicht schlecht bei den steilen Straßen, den hohen Wolkenkratzern und den alten, kultigen Bars und Cafes an jeder Ecke. Weil Natze und Jonas ja bereits hier waren, bleibt das Ohh und Ahh allein Domi überlassen, aber trotzdem ist das hier immer wieder eine Schau!

Der Stil der Gebäude ist absolut authentisch 60er Jahre geblieben, die Schlaghosen und Männerhandtaschen bestimmen oft noch immer das Straßenbild und man geht besonders höflich miteinander um. Die Hügel sorgen für extrem viel Abwechslung im Straßenbild. Befindet man sich gerade noch im geschäftigen Italienischen Viertel zwischen vielen Restaurants, Straßenmusikern und Straßenbahnen, steht man auf der nächsten Kuppe einige hundert Meter weiter zwischen bunten (unbezahlbaren) Häusern an einer friedlichen Straßenecke und hat einen Blick über die Dächer der ganzen Stadt. Wir quatschen eine ganze Weile mit einem freundlichen Anwohner, der bereits seit Jahrzehnten hier auf dem Hügel wohnt und uns beim Heimkommen vom Gassi gehen beim Fotos machen entdeckt. Er habe als gut verdienender Ingenieur schon immer hier gewohnt, ist ein paar Mal ein paar Häuser weitergezogen wegen den Mietpreisen. Er erzählt uns, dass er vor 20 Jahren immer unglaubwürdig gefragt wurde, warum er sich in der damals etwas zwielichtigen Gegend denn aufhielte und mit seinem Gehalt nicht in eine bessere Gegend ziehe. Er erwiderte wohl immer ganz trocken, dass er es für perfekt hielte, mit weitem Ausblick, einer Fußgängerzone, die zu einem Park umfunktioniert wurde und dem tollen italienischen Lebensstil so nahe bei sich. Jetzt, fährt er kopfschüttelnd fort, so viele Jahre später seien die ganzen netten “Blue Collars”, die Industriearbeiter, aus der Wohngegend verschwunden und eines ihrer sehr schmalen und schlecht gedämmten Häuser werde heute für mehrere Millionen Dollar Kaufpreis gehandelt. Jetzt lebe er ausschließlich zwischen Neureichen Jungs aus dem Silicon Valley, die da so irrational viel Kohle verdienen.

Ein wenig verächtlich sagt er das schon, aber wie es die Amerikaner eben so gut beherrschen, lässt er den Eindruck nicht sacken und springt sofort zum nächsten, positiveren Thema. Wir lassen uns noch ein paar Dinge über die Stadt sagen und ziehen dann weiter. Der Hunger treibt uns in einen der vielen Vietnamesen, wo wir endlich mal wieder eine heiße PHÒ BO Suppe schlürfen :D Haben wir schon erwähnt, dass wir hier ständig im Pulli unterwegs sind, denn San Fran macht eben allen seinen Vorurteilen den Hof: es zieht und ist arschkalt!

In einem historischen Pub lassen wir bei einigen würzigen Bieren den Abend ausklingen und machen uns dann auf in unsere Betten. Wir zwei nehmen ein “Uber” über die Brücke und staunen nicht schlecht als wir die Skyline und die Brücke bei Nacht direkt vor der Tür des Vans haben. Komplett kostenlos. Warum nicht!

Die nächsten Tage trollen wir uns ganz entspannt durch die Stadt, allerdings wieder zu zweit, da Jonas mit dem Zug zurück nach Davis gefahren ist. Wir bestaunen ausgiebig am Pier39 die Seelöwen und Domi lässt sich von einer Möwe im halsbrecherischen Sturzflug seinen Snack klauen. Hier schmückt sich Amerika für die Touristen mit allem was verfügbar ist: Zuckerwatte, exklusives Seafood, Achterbahnen am Wasser und verkleidete Animateure, alles für ein fröhliches Besucherlächeln. Sarkasmus aus. Solange die eigentliche Attraktion nicht von den Leuten übersehen wird, ist ja alles gut...

Die Lombardi Street darf natürlich auch nicht fehlen. Genial, wie hier die kultigen Oldtimer durch diese super engen Windungen fahren und einen 70er Jahre Postkartenflair erzeugen!

Wir klappern sie alle ab: Cablecar fahren, Kaffee am Union Square, die Aussicht vom Coit Tower genießen, durch Haight-Ashbury und den Buena Vista Park fahren...

San Francisco, du bist unsere Lieblingsstadt Nr.1! Was für ein geiler Flair!

Zum Abschluss verbringen wir noch einen Tag in Sausalito, das auf der anderen Seite der Brücke und der Innenseite der San Francisco Bay liegt. Die Gegend hier ist eher ein kleiner Geheimtipp unter San Fran Besuchern. Hier ist es untouristisch und echt geblieben, definitiv eher schick und trotzdem fühlt man sich als Durchreisender mit kleinem Budget gut aufgehoben. Die hiesigen Hafenstellplätze sind heiß begehrt und so hat sich auch ein dementsprechender Stil in den Shop, Cafés und Restaurants eingestellt: Alles ist mit weißen Leinen, blauen Nähten und dicken Tauen verziert. Die Menschen sind mehr als freundlich, egal mit wem wir in Gespräch kommen, wir haben das Gefühl, dass jeder und diesen Ort von der bestmöglichen Seite zeigen will!

In einer Werktstatt bringen wir Peggy auf Vordermann und dann trennen sich unsere Wege für einige Tage: während Domi schon mit Bus und Bahn nach Vancouver zu seiner Cousine Alison fährt, fährt Natze währenddessen Stück für Stück die Pazifikküste bis Vancouver entlang.

Natze & Domi