Malaysia -Irgendwas dazwischen

Malaysia wurde von uns viel weniger als alle bisherigen Länder erkundet - wir hatten mit Amerika eine Menge Planung anstehen. Shame on us. Doch nicht nur deshalb sind wir mit diesem Land einfach nicht so richtig warm geworden.

Erstaunlich fanden wir zuallererst einmal die gute Infrastruktur und moderne Bildung in einem hauptsächlich muslimischen Staat mit - vorsicht, jetzt wirds kompliziert! - parlamentarisch-demokratischer konstitutioneller Wahl-Monarchie. Und dafür, dass es hier alle vier Jahre einen neu gewählten König, viele Sultane, einen regierenden Premierminister und ein demokratisches Parlament gibt, scheint das Land in der heutigen Zeit sehr gut abzuschneiden. Dieses Land ist total zusammengewürfelt, an der einen Ecke findet man Little India und wir fühlen uns wirklich in die Zeit von Indien zurückversetzt (allerdings in sauber) und an der nächsten Ecke findet man Little China, voll mit Chinesen und Straßenständen und dazwischen sind dann die heutigen Malayen. Ja es ist irgendwie alles so halb, aber nichts so ganz und so wirklich sagen, was typisch malaysisches Essen oder Kultur ist, können wir nicht. Wir sind verwirrt und finden, dass irgendwie die Seele fehlt.

Das Spannendste ist erstmal die Anreise. Wir entschließen uns, von Koh Lanta aus nicht die komplett vororganisierte Tour zu nehmen, sondern machen uns selbst den Aufwand, für die Hälfte des Preises und eine Stunde länger zu reisen. Von unserem Bungalow aus gehts in einem Bus über die Autofähre in die nächstgrößere Stadt auf dem Festland. Von dort in den nächsten Bus und ab zu einer anderen Minibusstation – das war zumindest der Plan, denn um die eigenen Geschäfte voranzutreiben, sind die lokalen Busstationen von denen für Touristen immer durch einige Kilometer Entfernung getrennt. Nicht, dass ein Wessi auf die Idee kommt, den halb so günstigen Localbus zu nehmen, sondern aus Gemütlichkeit vor Ort bleibt um das Doppelte zu zahlen. Nicht mit uns, ihr Schlauberger. Auch wenn es hier keine Taxis zu geben scheint. Dann laufen wir eben in praller Sonne hin. Unter unverständlichen Blicken kommen wir zwei einzigen Touris dann bei der chaotischen Station an und vermitteln uns mit Händen und Füßen ein Ticket, Abfahrt in 20min, geht doch. In dem Bus geht`s dann bis zur Grenze. Endlich wieder unsere Lieblingsbeschäftigung: Pass stempeln lassen! Langsam können sich die vollen Seiten sehen lasssen!

 

Nun stehen wir ausgecheckt aus Thailand im Niemandsland und – der Bus ist zurückgefahren. Ok dann eben laufen. Entlang der menschenleeren Straße, wo uns nur Laster und Autos überholen... Irgendwie ist es wohl nicht so gedacht, wie wir es hier tun. Zu Fuß, wie altmodisch. Am Malaysischen Checkpoint angekommen, werden wir herzlich mit viel Gelächter und Freundlichkeit empfangen, keine Fragen, einfach abgestempelt und weiter geht es über Hochsicherheitszäune auf einer Überführung direkt in eine “Commuter Train Station”, der ganze Stolz der Grenzbeamten.

 

Dieser Bahnhof ist so dermaßen modern, man möchte meinen, wir wären in Dubai. Ein S-bahnartiger Zug bringt uns mit wenigen Stopps die restlichen 150km bis zur Fährenstation gegenüber von unserem Ziel, der Insel Penang. Während der Zugfahrt ist es wegen der Klimaanlage so dermaßen kalt, dass wir uns unsere Daunenjacken und Mützen aufsetzen müssen! Die wollten wir doch erst in Amerika verwenden, verdammt! Die Leute im Zug sind überraschenderweise zu 90% weiblich, meist mit Kopftuch gekleidet und ausnahmslos auf dem Heimweg von Uni oder Job, was man an den großen Beschriftungen ihrer Taschen und Rucksäcke erkennen kann. So eine selbstverständliche Bildungsförderung junger Frauen in einer muslimischen Monarchie gibt uns ein wahnsinnig positives politisches Bild von Malaysia! Wir sind offen gestanden überrascht, auch was die Sauberkeit und das Verkehrsnetz angeht.

Und schon sind wir am Hafen. Mittlerweile ist es spät abends und wir sind heilfroh endlich zur Fähre eilen zu können.

Penang

Georgetown auf der Insel Penang, ist unser erster Stop und besticht mit wilder Streetart, einem lauten Straßenmarkt und vielen stylischen Hostels in uralten Kolonialgebäuden. Was vom Festland aussieht wie eine solide, moderne Skyline aus im Abendrot glänzenden Wolkenkratzern ist tatsächlich eine wild verwinkelte Mischung aus indischen, chinesischen, thailändischen und britischen Einflüssen. Wirklich eine schöne Stadt, chaotisch und international! Die Hostelpreise haben es hier in sich, deswegen sind wir umso erleichterter, dass wir auf einer der besten Matratzen seit Monaten schlafen, auch wenn das Zimmer gerade einmal 3qm groß ist. Nachdem wir die Stadt ausführlich erkundet haben, läuft uns sogar Nick über den Weg, einen Engländer, den wir in Vang Vieng in Laos kennengelernt haben! Südostasien ist einfach ein Dorf!

 

Am kommenden Tag nutzen wir sinntflutartige Regengüsse, die unser gesamtes Stadtviertel wadentief unter Wasser setzen dazu, um die Reise weiter zu organisieren. Auf dem Weg zum Abendessen müssen wir dann feststellen, wie schlecht sich offene Kanalisation und überschwemmte Straßen vertragen... In Flip Flops durch diese Lachen zu laufen kostet ein wenig Überwindung, dennoch gehört dies schon lange nicht mehr zu den schlimmsten Erfahrungen. Ach Asien, du hast uns erfolgreich beigebracht, all unsere Hemmungen zu vergessen.

Cameron Highlands

Tags darauf sitzen wir auch schon wieder im Bus auf dem Weg in die Cameron Highlands, einer saftig grünen Hügellandschaft tief im Malaysischen Gebirge, die für ihre Teeplantagen bekannt ist. Aber auch Erdbeeren und Spargel werden hier angebaut, die in diesem sehr milden Klima sehr gut gedeihen können. Hier haben wir ein gemütliches AirBnB Angebot gefunden, das wir dankbar nach unendlich langer Busfahrt durch hunderte Serpentinen erreichen. Auch dieses Bett kann echt was, auch wenn auf asiatische Länge ausgerichtet und daher zu kurz – richtige Matratzen scheinen wohl in Malaysia bekannter zu sein als in den Nachbarländern. Leider ist milde Temperatur sehr “milde” ausgedrückt – es is arschkalt. Nach einer sehr kalten Nacht ohne Heizung also erstmal ab in ein beheiztes Cafe (das grüne mit dem S) und feststellen, dass uns erstaunlicherweise komplett der Elan abgeht, bei Nebel, Regen und gefühlten drei Grad die Wandertouren abzuklappern. Was ist nur aus uns unerschrockenen Abenteurern nach ein paar Wochen tropischer Hitze und faulenzen am Strand geworden? Nein aber mal ehrlich – Es ist diese Art von nasskalt, bei der man sich normalerweise daheim verkriechen würde und eine Serie mit sechs Staffeln abschließt, bevor man wieder vor die Tür tritt. Zum Glück gibt`s hier gleich um die Ecke das legendäre chinesische “Steamboat” Menü: Ein geteilter Topf mit zwei Brühen, in denen man sich sein Essen selbst am Tisch gart. Was besseres kann es gar nicht geben bei den Temperaturen. Danach gibt es immer noch eine Meeenge zu planen, da die Staaten einfach viel durchdachter angegangen werden müssen – Leergelder zahlen in Südostasien tut einfach nicht so sehr weh wie drüben. So vergehen drei Tage und wir bekommen noch ein paar Mal die Gelegenheit, die indische Küche zu genießen, die in Westmalaysia großen Einzug gehalten hat. Bald darauf geht es wieder über endlose Serpentinen bergab in die Hauptstadt Kuala Lumpur!

Kuala Lumpur

Also irgendwie scheinen wir hier an den AirBnB Wohnungen hängen zu bleiben – und das ist auch gut so denn unsere Bude hier kann sich wirklich sehen lassen! Achtzehnter Stock inklusive Panoramafensterblick auf die Stadt und (leicht versteckt) die Petronastowers für relativ wenig Geld! Hier ist es wieder dermaßen schwül, dass wir erstmals auf der Reise bewusst eine Klimaanlage nutzen – die Cameron Highlands waren einfach die reinste Verwirrung, finden unsere Körper.

 

Wir nutzen die Chance, uns hier mit günstigen Klamotten für den nächsten Kontinent einzudecken, dort lebt es sich nicht so gut mit lediglich Flip Flops und Sweatshirts. Hundertzwanzig Euro zusammen für komplett neue Ausstattung inklusive Schuhe erheitert gleich mal das Gemüt und so gehts abends gut gelaunt auf Kuala Lumpurs berühmt-berüchtigten Foodmarket. Lecker!!

Die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt sind so eine Sache für sich und so verbringen wir einige Zeit damit, am kommenden Tag unseren Weg bis zu den Petrona Towers zu machen. Der Park vor den Zwillingstürmen ist charmant aber leider kommt uns wieder schlechtes Wetter dazwischen und wir machen uns auf den Rückweg – mal wieder in den eigenen vier Wänden kochen! Das gabs nun wirklich eine Ewigkeit nicht mehr!

Natze & Domi