Vang Vieng - Eine intensive Erfahrung

Um halb 4 Uhr morgens kommen wir dann endlich in Vang Vieng an. Mal wieder nichts vorgebucht, denn hier reiht sich ein Hostel an das nächste. Also versuchen wir unser Glück mitten in der Nacht beim ersten Backpacking Spot. Wir wecken den Betreiber, der gleich neben der Rezeption schläft. “No have” heißt es da nur von ihm. Hm, gut, dann eben auf zum nächsten. Auch hier bleiben wir erfolglos. Noch voller Tatendrang geht es weiter, obwohl wir wirklich übermüdet sind. Mit unseren dicken Backpacks laufen wir an vollalkoholisierten Partyhasen vorbei, die gerade auf ihrem Heimweg sind. Weitere acht Hostels später geben wir auf... “Es kann doch nicht sein, dass wirklich alle ausgebucht sind?! Oder sie haben einfach keine Lust uns um diese Zeit einzuchecken!” Wir entscheiden, dass die Suche um diese Uhrzeit wohl nichts bringt und lassen uns in einer offenen Bar eines Hotels nieder und holen ein bisschen Schlaf nach, bis wir um halb 8 vom Besitzer geweckt werden. Auch er hat kein freies Zimmer mehr. Wir erfahren, dass die ganze Stadt ausgebucht ist, weil hier derzeit das größte Musikfestival ganz Laos statt findet.... Na super, das haben wir ja toll hinbekommen. Nach weiteren zwei Stunden Suche finden wir tatsächlich die letzten zwei Betten, in einem 10er Dorm. Auf den ersten Blick nicht das allerbeste, aber es gibt jeden Abend freien Rum so viel wir trinken können und hier lernen wir auch Luki und Nick kennen, mit denen wir am Abend natürlich direkt das Festival auschecken. Wer kann denn schon von sich behaupten auf so einem großen Event in Laos gewesen zu sein. Diese Chance lassen wir uns trotz nur zwei Stunden Schlaf nicht entgehen. Wir bezahlen nur 7€ Eintritt, unvorstellbar in Deutschland... Das Festival findet direkt vor der Lom Höhle statt. Hier ist die größte Bühne aufgebaut und die Scheinwerfer setzen diese in ein tolles Licht. Wir drängeln uns durch das Publikum, hauptsächlich Laoten, das mehr oder weniger im Kreis steht und die Musik und Atmosphäre eher im Stillen genießt. Ist uns ja aus der Disco in Luang Prabang schon bekannt. Aber wir können nicht still stehen und tanzen und feiern bis in die frühen Morgenstunden zu unglaublich tollen Djs aus der ganzen Welt und verschiedenen laotischen Bands, die wohl gar nicht so unbekannt sind, denn die Laoten singen jedes Lied lauthals mit. War der Start in Vang Vieng doch etwas holprig und mühsam, entschädigt dieser Abend alles.

Vang Vieng galt einst als der größte Partyspot in ganz Südostasien - Drogen, Party und Tubing. dafür stand Vang Vieng lange. Da es dadurch leider zu einigen Todesfällen kam, beschloss die Regierung das exzessive Tubing mit Alkohol und Drogen zu bekämpfen und riss viele Bars entlang des Flusses ab. Somit nahm auch die Zahl der Backpacker ab.

Jetzt ist es untertags ein eher ruhiges Zentrum, in dem man Abends in einer der drei größeren Bars ordentlich Party machen kann. Allerdings werden diese ab Null Uhr dicht gemacht. Wir sind aber auch hierher gekommen, weil wir die schöne Landschaft, die Vang Vieng umgibt, erkunden wollen.

Wir sehen traumhafte Sonnenuntergänge hinter den Karstfelsen, fahren mit dem Roller den Loop, vorbei an unzähligen Höhlen, baden in blauen Lagunen uns schwimmen in einen unterirdischen Fluss. Danach lassen wir den Tag bei ein, zwei Drinks mit anderen Reisenden ausklingen.

In Vang Vieng finden wir genau das, wonach wir gesucht haben: ein El Dorado für Naturliebhaber, Höhlenbesucher, Kletterer und Actionsuchende jeder Art. Dort gibt es trotz den Bemühungen der Politik immer noch viele “Happy Bars”. Hier gibt es die verschiedensten Drogen ganz offensichtlich wie in einem niederländischen Coffee Shop im Menü – von fertig gedrehten Joints über Opium Pizza und Mushroom Shakes bis hin zum Absinth ist alles zu haben.

Domi versucht sich Tags darauf an einem Shroom-Shake, den Luki & Nick bereits hier ausprobiert haben. Der Vorkoster-Effekt bestätigt doch die Qualität ein wenig und so kann die Schnappsidee in die Tat umgesetzt werden. Wie bescheuert, das nicht wenigstens daheim in vertrauter Umgebung auszuprobieren. Der wache Traumzustand sorgt stundenlang für großartige Eindrücke und faszinierende Farben und Formen, doch dann auch wieder stundenlang für Realitätsfragen und Angstzustände. Und “Stundenlang” bedeutet acht lange Stunden. Die Portion Shake war wohl etwas zu groß angesetzt. Natze hat da ganz schön was zu tun, einerseits findet sie den Zustand in dem Domi sich befindet extrem lustig, andererseits ist sie auch besorgt, als sie merkt, in welcher “Krise” er steckt. Durch Händchen halten und ruhige, aufmunternte Worte ihrerseits, schafft es Domi sich zu beruhigen. Erst nach zwei vollen Tagen kann Domi die Paranoia, nicht in einer wirklichen Welt zu leben, gänzlich wieder abschütteln. Und doch bringt es zusammen mit der Gesamterfahrung Vang Vieng etwas Gutes mit sich: Es meißelt einem mit ungeahnter Priorität ins Hirn, dass nichts im Leben selbstverständlich ist und dass, vor allem Käuflichen, nur das eigene Seelenheil zählt.

Und dass psychoaktive Drogen nie wieder genommen werden.

Vier Tage halten wir uns in der Partyhochburg zwischen Karstfelsen auf und würden gerne länger bleiben. Leider aber müssen wir weiter in die Hauptstadt Vientiane, weil in zwei Tagen unser Flug in die Hauptstadt Vietnams geht.

Natze & Domi