Chiang Mai - Die Stadt der 200 Tempel

Nach 5 abwechslungsreichen Tagen in Bangkok geht unsere Reise weiter in den Norden Thailands, nach Chiang Mai. Wir fahren mal wieder über Nacht mit einem Bus. Wir sind es ja schon gewöhnt und es ist super praktisch, weil wir uns auf diesem Wege einfach Zeit und Unterkunft sparen. Wir hatten alles erwartet, aber nicht das: die Busse hier sind im Gegensatz zu denen in Indien PURER Luxus! Die Sitze sind sau bequem, denn sie lassen sich fast waagrecht zurück klappen und das Beste ist: man hat viel Beinfreiheit! Eine Decke, Snacks und Wasser bekommen wir sogar auch noch dazu. Wow!

Ein wenig müde kommen wir nach neun Stunden an. Jetzt erst einmal die gleiche Prozedur wie immer: Maps.Me auf dem Smartphone öffnen und sich zum gebuchten Hostel lotsen lassen. Der Luxus der technologisierten Welt.

Nachdem wir eher unschöne Erfahrungen mit der Unterkunft in Bangkok hinter uns haben, sind wir dieses Mal ein wenig klüger und haben vorerst nur für eine Nacht gebucht. So können wir das Hostel erst checken und dann entscheiden, ob wir länger bleiben wollen. Wir kommen im schönen Big&O`s House 2 unter und würden dann doch gerne länger bleiben, doch leider sind die folgenden Tage bereits ausgebucht. Promt gibts also die Kehrseite der Medallie als Quittung, also wird am nächsten Tag ins Thailandwow gewechselt. Zwar ist die Unterkunft nicht ganz so cool wie unsere erste Bude, aber der Besitzer Khai versprüht sehr viel Charme und gibt uns super gute Tips, sodass wir den Wechsel nicht bereuen.

Chiang Mai hat über 200 Tempel und einer ist schöner als der andere. Sie ähneln sich in keinster Weise und es scheint, als ob die Anlagen sich in ihrer Pracht und goldenen Verzierungen gegenseitig übertrumpfen wollen:klein, groß, antik und modern-glänzend. Intensive Tempelanlagenbesuche sparen wir uns aber, haben wir das doch in Bangkok schon zu Hauf gemacht und genießen lieber den atemberaubenden Anblick beim Vorbeigehen. Chiang Mai besticht mit einer lässigen Altstadt, die übersäht ist von solchen Augenweiden. Die sogenannte “Old Town” bildet den Kern, sie ist quadratisch aufgebaut und hier tümmeln sich die ganzen Backpacker, Restaurants und Bars; man trifft hier alle paar Minuten auf europäische Gesichter. Auch der rießige Food-Nightmarket ist hier am Wochenende zu finden. Gott sei Dank sind wir am Sonntag hier und können in den Genuss der typischen thailändischen Spezialitäten kommen. In Bangkok haben wir die richtigen Nachtmärkte doch etwas vermisst und die Stände um die Khao San Road zählen wir da sicherlich nicht dazu! Also ab dahin! Es scheint, als ob die ganze Altstadt aus nur diesem Markt bestünde, ein kleiner Stand reiht sich an den nächsten, überall wo nur ein paar Quadratmeter Platz zu finden ist, wird etwas verkauft. Sei es leckeres Essen, die legendären Hosen oder T-Sirts, die wohl jeder Thailandreisende kennt oder in handarbeit hergestellte Mitbringsel für zu Hause. Auf dem Markt kommen wir erst einmal nicht weit, denn schon am ersten Essensstand müssen wir stoppen und die gefüllte Nudelrolle probieren. Dass es bei dieser einer Leckerei nicht bleibt, versteht sich wohl von selbst.....wir sind ja sowas von verfressen.... :D Schließlich wollen wir ja ALLES probieren und es ist ja sooooo günstig! Da macht es auch mal nichts, wenn es dann doch nicht so schmeckt, wie erhofft (niemals diese Würstchen/ Bällchen am Spieß essen...Bäh, bäh, bäh...!!!).

Während wir so vor uns hinschmatzen, wird es auf einmal um uns herum ganz still, aus den Lautsprechern ertönt laute Musik (wir glauben, die Hymne zu Ehren des Königs?!), die Thais haben die Augen geschlossen und stehen wie angewurzelt da. Ein bisschen komisch kommen wir uns schon vor, während wir so mittendrin mit unserem Essen in der Hand stehen und einfach weiter mampfen. Merkt aber eh keiner, da sie ja die Augen geschlossen halten ;D Stunden verbringen wir hier, essen uns von einem Stand zum nächsten, wie die Raupe Nimmersatt. Gefühlte zehn Kilo schwerer, fällt der Weg zurück ins Hostel nicht mehr ganz so leicht.

Für die kommenden Tage muss auf jeden Fall ein Roller her, lieben wir es doch einfach viel zu sehr, frei Schnauze die Umgebung zu erkunden. Wahrscheinlich wiederholen wir uns, aber auch die Roller sind in einem TOP Zustand und obwohl wir keinen Motorrad-Führerschein haben, düsen wir auf einem 125er herum. Anders wären die steilen Serpentinen wohl auch kaum zu bewältigen. Also schlängeln wir uns Kurve für Kurve hinauf in den Nordwesten Chiang Mais zum Doi Sutep Tempel. Hier oben ist die Luft deutlich kühler und wir frieren während der Fahrt sogar. Der Weg nach oben lohnt sich aber allemal, denn wir haben einen fantastischen Ausblick über die Stadt und sehen diese nun in ihrer wahren Größe. Gar nicht so klein, wie wir dachten. Wenn man sich nur in der “Old Town” aufhält, kann es einem schon mal wie ein kleines Dorf vorkommen. Von hier wird aber klar, dass es berechtigterweise die zweitgrößte Stadt Thailands ist. Hier oben befindet sich auch der heiligste Tempel in Nordthailand: Wat Phra That Doi Sutep. An diesem ziehen wir dieses mal nicht einfach nur vorbei, sondern gehen auch rein und besichtigen ihn. Es hat sich defintiv gelohnt!

Am Abend lernen wir die lustigste und wohl verrückteste Chinesin kennen, die ganz China zu bieten hat. Gemeinsam gehen wir in ein kleines Restaurant, abseits der Hauptsraßen und treffen hier auf Marlon, einen Engländer, so wie man ihn sich vorstellt: Laut, extrovertiert und immer auf der Suche nach der nächsten Party, wo sich hoffentlich viele Mädls herum treiben. Ihn sollen wir ein paar Tage später in Pai wieder treffen. Das ist das coole hier am Backpacken: die meisten haben eine ähnliche Route, man trifft sie also spätestens ein paar Wochen später irgendwo wieder, sei es in Pai, in Laos oder in Vietnam. Was uns defintiv auch aufgefallen ist, der Norden Thailands erlebt definitv einen Touristenboom. Sind bis vor wenigen Jahren viele hauptsächlich in den Süden oder auf die Inseln gereist, so wird der Norden doch immer interessanter. Und auch die Route von Thailand über Laos, Vietnam nach Kambodscha ist schon lange kein Geheimtip mehr. Nach Indien und viel Zweisamkeit genießen wir aber gerade genau das! Man braucht andere Backpacker, tauscht sich aus und genießt den Tag oder Abend. Wenn auch nur kurzfristig, so entsteht doch so etwas wie eine Freundschaft, denn wir sitzen doch alle im selben Boot: Weit weg von zu Hause, die Liebsten sind nicht da und man braucht so etwas wie eine Familie. Die bekommt man hier definitv fast täglich aufs Neue. Und so starten wir mit Marlon und der Chinesin endlich!!! auf unsere erste Partynacht seit Beginn der ganzen Reise! Das klingt echt traurig, aber gab es in Indien einfach keine Bars, Nepal hat einen starken Reggae-Einschlag und in Bangkok machte uns das Antibiotikum einen Strich durch die Rechnung. Nach ein paar Eimern voller Rum-Cola (die nennt man in Thailand einfach nur “Bucket”) und ein paar Mojitos läufts doch ordentlich und wir genießen die verrückte Backpacker Kommune.

Am kommenden Tag fahren wir auf Khais Empfehlung hin etwas nördlich der Stadt zu dem See “Huay Tung Tao” und relaxen hier den ganzen Tag. Es ist ein absoluter Geheimtip gewesen. Wir treffen auf keinen einzigen Touristen, sondern nur ein paar Thais sind hier in den unzähligen Hütten am Wasser zu finden. Wir bestellen uns Thom Kha Goong, eine scharf gewürzte Kokosnusssuppe mit Garnelen, von der wohl eine ganze Fußballmannschaft hätte satt werden können. Wir nutzen die Zeit um uns klar zu werden, wohin unsere Reise als nächstes gehen soll. Wir wollen unbedingt weiter in den Norden, nahe der Grenze zu Myanmar liegt der Ort Pai. Das einst verschlafene Örtchen ist schon lange kein Geheimtip mehr und hat sich in den letzten zwei Jahren zu einem richtigen Backpackertraum verwandelt. Eingebettet in grüne Berge, umgeben von unzähligen Wasserfällen und Hippieflair mit Hütte am Fluss. Ja, da wollen wir hin. Also auf nach Pai!!

Natze & Domi