Los Angeles - Stadt der Engel

Gute 24 Stunden hat unsere Anreise von Singapur gedauert: Wir fliegen über einen unbekannten Ort Namens Jinan in China, wo wir aus- und wieder einchecken müssen; Stempel von China im Pass plus einmal “frische” chinesische Industrieluft schnuppern dürfen. Während der dreistündigen Wartezeit lernen wir einen französischen Kanadier, Pier, kennen, der ebenfalls auf dem Weg nach LA ist und dort seinen kalifornischen Traum verwirklichen möchte. Kombiniert mit einer vorangegangenen Südostasien Reise ist er aus Montreal “geflohen” und hat sich von seiner Mutter mit den Worten verabschiedet, dass er nie mehr zurück kommen will. Er möchte in LA Arbeit finden und sich etwas großes aufbauen. Wie wir ein paar Wochen später erfahren, ging sein Traum nicht ganz in Erfüllung, es ist einfach sehr schwer ohne Arbeitsvisum etwas zu schaffen. Und so musste dann doch wieder nach Montreal zurück kehren :-D Gemeinsam steigen wir in den Airbus und merken schnell, dass wir die einzigen “Weißen” sind. Komisch, bei einem USA Flug. Das Flugzeug ist zu unserem Glück nur zu einem Viertel besetzt und wir können uns während der 12 Stunden so richtig breit machen und schlafen fast den ganzen Flug durch. Dank der Zeitverschiebung von 15 Stunden landen wir am selben Abend unseres Abfluges in Los Angeles. Leider sind die Immigration-Schalter für Ausländer sowas von unterbesetzt, dass Natze sich zwei Stunden die Füße in den Bauch steht, während Domi Dank seines kanadischen Passes in einer Schlange für “Nordamerikaner” so gut wie durchspazieren kann. Die erste Hürde ist geschafft, wir haben unsere Stempel und das Abenteuer USA kann beginnen. Domi's Cousine Audrey holt uns am Flughafen ab und bringt uns zu sich nach Hause, nach Santa Monica, wo wir ein eigenes Zimmer haben und wir so lange bleiben dürfen, wie wir wollen. Bei diesem herzlichen Angebot sagen wir nicht Nein und nisten uns für 1,5 Wochen bei ihr, ihrem Mann Simon und dem süßesten Hund der Welt, Sir Chuvvy Bear II, ein. Es fühlt sich so gut an, das Gefühl eines “zu Hauses” zu haben. Auf so einer langen Reise lernt man viele Dinge über sich selbst und auch viele Dinge mehr zu schätzen als früher.

 

In den ersten Tagen in L.A. sind wir relativ faul. Wir tanken neue Energie für die kommende Zeit und planen unseren Roadtrip durch die bekanntesten Nationalparks an der Westküste der USA bis nach Vancouver, wo wir den nächsten größeren Stopp einlegen werden.

Santa Monica & Venice Beach

Die wohl berühmtesten Strandabschnitte in Los Angeles liegen in Santa Monica und Venice. Berühmt sind beide nicht wegen der Strand- oder Wasserqualität, sondern wegen dem Trubel, den vielen Leuten, dem Pier oder dem Muscle Beach.

Und was haben wir für ein Glück, genau dort mittendrin zu wohnen. Santa Monica liegt auf einer Klippe und wird vom Strand durch den stark befahrenen Highway 1 getrennt, den wir über eine Fußgängerbrücke überqueren. Hier geht es noch entspannt zu, es wird Volleyball gespielt, gejoggt oder mit dem Fahrrad die Promenade entlang gefahren. Der Ocean Front Walk teilt sich in eine Fußgänger- und eine Radfahrerspur. Beach Häuser mit kleinen Strandcafés und Fahrradverleih Ständen reihen sich Haus an Haus. Von hier aus sehen wir auch schon den Pier von Santa Monica, wo sich ebenfalls der Endpunkt der legendären Route 66 befindet. Neben einigen Restaurants findet man die üblichen Geschäfte mit Touristenkram, sowie einen kleinen Vergnügungspark, einschließlich Achterbahn und Riesenrad. Ganz am Ende des Piers ist der Blick dann wirklich grenzenlos in Richtung Westen.
Zudem ist Santa Monica berühmt für viele Restaurants mit gutem Essen, Shopping, Palmen und dem originalen “Muscle Beach”, wo man auf Outdoor-Trainingsgeräten seine Muskeln stählen kann. Einfach Perfekt, um den kalifornischen Lifestyle hautnah mitzuerleben.

Wir laufen 3 Kilometer weiter Richtung Süden und wir nähern uns Venice Beach. Der energiegeladene Ocean Front Walk wird zur Meile der Freaks und Lebenskünstler: Breakdancer, Skateboarder, Inline-Skater, Wellenreiter, Bodybuilder, gestrandete Gestalten, Kiffer, Bettler, Rapper. Hier spürt man den „Venice Vibe“. Es ist im Gegensatz zum gesitteten Santa Monica verrückt, anders, laut, extrovertiert. Der Skatepark, die vielen alternativen Shirtläden, in deren Büroräumen Gras verkauft wird, die Graffitikünstler und AirbrushArt-Verkäufer und die “Straßenkünstler”, die meist einfach nur irgendwelche bizarren Vorstellungen geben. Vor allem die Kids, die im Skatepark mit Helm und Schützern ihr bestes geben, haben es uns angetan. Die Kleinen stehlen den Großen ganz schön die Show, wer da wohl der nächste Toni Hawk wird?! Schließlich befinden wir uns in DOGTOWN, dem Geburtsort des Skateboards!

 

Malibu

Und an was denkt man natürlich noch, wenn man von Venice und Santa Monica hört? Klar, an Malibu! Spätestens nach “Two and a half Men” ist wohl jedem dieser Name ein Begriff und man will sich genauso wie Charly Harper fühlen. Naja, vielleicht nicht genauso :D Malibu liegt direkt neben Santa Monica, wobei “direkt daneben” so eine Sache der Interpretation ist. Es ist in der Tat der nächste Ort, dennoch brauchen wir mit dem Auto eine dreiviertel Stunde, da wir den viel befahrenen Pacific Coast Highway entlang fahren. Der erste Eindruck bei unserer Durchfahrt ist etwas ernüchternd, ehrlich gesagt. Die meisten Häuser sind dicht am Highway gebaut und den Vorbeifahrenden präsentieren sie nur ihren Hintereingang. Auf den ersten Blick lässt nur die steigende Anzahl an Fahrzeugen der gehobenen Preisklasse erkennen, in welche Richtung das Geld fließt. Die Villen der Superreichen liegen allerdings rechts von uns, versteckt in den Bergen. Wir fahren weiter in Richtung Norden, zu einem Strand, der nicht in Privatbesitz ist und wo auch Hunde erlaubt sind. Der Bernersenne genießt seinen Tag so richtig, springt ins kalte Wasser und rollt sich im Sand herum. Jetzt ist das Wasser noch arschkalt, leider kein Strandfeeling wie in Asien für uns. Aber dafür sind wir auch nicht hier. Audrey lädt uns mit Simon abends zum Essen ein und wir bringen erstmal unsere Familienstories wieder auf den aktuellsten Stand.

Laguna Beach

An einem Tag fehlt uns dann aber doch die Bewegung ein wenig und wir wollen hinaus in die Natur. Wir fahren mit Audrey nach Laguna Beach, was südlich von Santa Monica liegt. Dort gibt es den Laguna Coast Wilderness Park, ein Canyon, der sich direkt an der Pazifikküste erstreckt und wir während unserer Wanderung ein unglaublichen Blick über grüne Hügel und auf den Ozean haben. Es geht steile, sandige Trails auf und ab und wir treffen dabei auf eine Klapperschlange, die uns für einen kurzen Moment den Weg versperrt. Natze sieht sie mal wieder zu spät und steigt noch schnell über sie drüber....Zum vierten Mal auf dieser Reise ist sie einer Schlange begegnet und jedes Mal noch schnell über sie hinweg gehüpft, ganz kopflos, ohne die eventuellen Folgen zu berücksichtigen...

Nach einer langen und ausgedehnten Wanderung fahren wir in das bezaubernde Örtchen Laguna Beach und sorry Malibu, da kannst du wirklich nicht mithalten. Die zahlreichen Galerien und die hohe Brandung ziehen Künstler, Musiker und Surfer aus aller Welt an und dementsprechend teuer ist das ganze hier auch. Aber eben auch charmant. Ein Kaffee und ein Sandwich kosten zusammen 15 Dollar, aber das gönnen wir uns nach unserem langen Tag im Canyon.

Los Angeles

Irgendwann wagen wir uns dann doch nach Los Angeles, wieder hinein in den Trubel. Da in den Staaten so gut wie jeder ein Auto besitzt und auch wirklich die kleinsten Distanzen damit zurück gelegt werden, hängt der öffentliche Verkehr in Los Angeles massiv hinterher und uns bleibt nichts anderes übrig, als eine Hop-on, Hop-off Bustour mitzumachen. Allerdings finden wir das auch mal gar nicht so schlimm, die Route nicht selbst zu planen, sondern einfach rein setzen, fahren lassen und über Lautsprecher die Infos zu bekommen. Außerdem ist LA so f***ing riesen groß, dass wir so die Hauptattraktionen an einem Tag sehen können. Von Santa Monica geht es nach Beverly Hills, zum berühmten Rodeo Drive, den die Ladys sicherlich alle aus Pretty Woman kennen. Dann natürlich noch nach Hollywood zum Walk of Fame und dem Dolby Theatre.

Wir kaufen unser Auto

Wir sind nicht nur in Los Angeles um Domi's Cousine zu besuchen und abzuspannen, sondern wir wollen den Aufenthalt hier auch gleich mit einem Roadtrip durch die besten Nationalparks der USA verbinden. Es war von Anfang an sowieso geplant, von Asien nach Vancouver zu fliegen, dort ein Auto zu kaufen und dann bis in den Osten Kanadas zu fahren. Aber Pläne sind bekanntlich dazu da, um sie über Board zu werfen und so beginnen wir unsere Fahrt eben in Los Angeles. Das bedeutet, wir brauchen ein Auto, besser gesagt einen Van, in dem wir die meiste Zeit schlafen können, denn „OH MEIN GOTT!!“ sind die Hostels/ Hotels hier teuer. Gerade weinen wir ein wenig den Preisen in Asien von maximal 10 Euro pro Nacht hinterher. Einen halben Tag lang durchforsten wir das Internet auf der Suche nach der besten Methode und werden uns nach ein bisschen E-Mail-Verkehr und Hin-und-Her-Überlegungen einig: Wir kaufen einen GMC Vandura Van aus dem Jahr 1988. Manko: Er hat keine integrierte Küche, was wir uns eigentlich gewünscht hatten. Dickes Plus: Es ist ein Buyback-Deal. Die Firma hat einen Sitz in Los Angeles, hier kaufen wir den Van und der Hauptsitz befindet sich in New York, wo wir das Auto zurück geben können und somit einen garantierten Käufer am Schluss hätten. Da wir sowieso von New York heim fliegen wollen, brauchen wir nicht lange überlegen, finden uns mit der fehlenden Küche ab und werden eine andere Lösung finden.

Nun heißt es recherchieren für die Stationen des Roadtrips und die restlichen Tage mit Audrey und Simon in der Stadt der Engel genießen! Wir gönnen uns Joggingrunden an der Strandpromenade, genießen weltberühmte Burger im „Father's Office“ und gehen auf ein paar Drinks ins Bungalow, einer Bar mit völlig unterschiedlich eingerichteten einzelnen Zimmern. Logan, ein guter Kumpel der Beiden, bringt zum Abendessen eigens gejagtes Hirschfleisch mit, das Domi in ein Goulasch verwandelt und wir lassen im Anschluss Logan's Massagefähigkeiten über uns ergehen – ein 2m großer, 100kg schwerer, wilde Hirsche jagender Yogalehrer. Ziemlich einzigartige Kombi, wenn ihr uns fragt.

Kurz darauf heißt es dann Kaufvertrag abschließen und ab zum Walmart, um uns mit allem was man für's camping braucht ausrüsten und los geht`s in Richtung Wilder Westen!!

Meet our lovely "Waltzing Peggy Sue"!

Natze & Domi



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