Zwei Tage auf dem Mekong - Mit dem Slowboat nach Luang Prabang

Leider muss auch dieses magische Örtchen Pai wieder verlassen werden, denn unsere Tour nach Laos ruft! Wir hatten in Chiang Mai vorab eine Busfahrt bis zur Grenze inklusive Übernachtung und anschließender, zwei-tägigen Slowboat-Tour nach Luang Prabang gebucht. Vorgefertigte Touripakete sind zwar nicht unsere Art und Weise rumzukommen, aber hier einmal das so bekannte Verkehrsmittel auszuprobieren, das reizt uns sehr. Also geht es per Minivan von Pai aus über die wunderschön gelegenen Straßen zurück in unser altbekanntes Hostel in Chiang Mai zum charmanten Khai, der uns immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Dort verbringen wir den restlichen Tag, genießen noch die beste Thaimassage der Stadt und besuchen den tropischen Zoo.

Tags darauf geht es dann los in Richtung Laos! Unser hochgepriesener Zwischenstop am “weißen Tempel” in der Nähe von Chiang Rai wird leider, leider in nur 20 Minuten abgefertigt. Definitiv ein riesen Minus an der All-Inclusive Tour, denn hier hätten wir locker einige Stunden verbringen können! Der Busfahrer lässt sich nicht überzeugen und so hetzen wir mit gezückter Kamera und einigen Busladungen „Farangs“ (Fremde) über das Gelände, um kurz darauf wieder im Fahrplan zu sein.

Über die Grenze nach Laos

Ein paar Stunden später kommen wir am Grenzort Chiang Khong an und beziehen unser Zimmer auf der Dachterasse eines Hostels, natürlich noch auf thailändischer Seite des Mekong Flusses. Von hier oben können wir auf der anderen Seite schon das laotische Huay Xai sehen, von wo aus wir am nächsten Tag unsere Slowboat-Tour starten werden. Beim Check-In in der Lobby bekommen wir Essensmarken für ein bestimmtes Restaurant in die Hand gedrückt und machen uns skeptisch auf den Weg in die Dorfmitte.

 

Dort werden wir in der YOLO-Bar von einem ansässigen Engländer mit gratis Tequila Shots begrüßt! Warum nicht, denn der Laden schließt in drei Tagen und der Alkohol muss weg! Also ran an die „Arbeit“! Wir essen ausgesprochen gut und lernen beim Billard zocken eine Menge Leute kennen – natürlich sind alle die nächsten zwei Tage mit an Bord.

 

Mit gemeinschaftlichem Kater geht es dann am frühen Morgen los über die Grenze. Lunchpaket nicht vergessen und rein in den Bus, doch ... auf die andere Seite des Mekong, wo sich die Bootsablegestelle auf der Höhe unseres Hostels befindet, führt keine Brücke. Dann also eine halbe Stunde Fahrt hin zur befahrbaren Grenze. Erst gibt es den Ausreisestempel von Thailand und dann verführerisch gute Wechselkurse. Hier einmal ein kleiner Tipp an die thailändischen Behörden: Wenn man vorab im so genannten „Internet“ die Wechselkurse checkt, geht man sicher, dass man keine Minusgeschäfte macht! Wir danken vielmals!

 

Während wir mit dem extra eingerichteten Grenzbus zum laotischen Grenzposten chauffiert werden, erinnert die Aussicht eher an das, was man aus dem Fernsehen von der amerikanisch-mexikanischen Grenze kennt. Hohe Stacheldrahtzäune grenzen wild gewachsenes Niemandsland ein.

 

Die erste Etappe

 Drüben angekommen, befinden wir uns nach erstaunlich schneller Visumsausstellung und 30 Dollar weniger Budget also in Laos und werden von rechtsfahrendem Verkehr und einer Menge Sowjetfahnen begrüßt! Kaum geschlagene zwei Stunden später kann dann endlich die Reise vom ursprünglich 250 Meter entfernt gelegenen Steg beginnen.

 

Aber warum sind wir dieses Mal auf das Boot umgestiegen und nicht einfach mit dem Bus nach Luang Prabang gefahren? Einerseits dauert die Fahrt mit dem Bus aufgrund der schlechten Straßen beinahe genauso lang und andererseits soll die Landschaft entlang des Mekong natürlich viel beeindruckender sein. Und oh jaaa, das ist sie definitiv! Da sehen wir gern drüber hinweg, dass wir auf ausrangierten Bussitzen Platz nehmen, welche mehr oder minder am Schiffsboden befestigt sind oder es mal sein wollten und diese sehr eng beieinander stehen. Wir sind fasziniert von der ganzen schönen Szenerie um uns herum und auch davon, dass das Boot immer mal wieder an scheinbar verlassenen Orten anhält, um einige Einheimische mit ihren Einkäufen aussteigen zu lassen.

 

Nach knapp sechs Stunden Fahrt erreichen wir den kleinen Ort Pakbeng, in dem das Slow Boat über Nacht Halt macht. An der Anlegestelle werden wir von der einheimischen Jugend schon erwartet, die uns als lautstarke Scouts die Gästehäuser ihrer Eltern anbietet. Wir folgen einem etwa 10 Jahre alten Laoten, der uns mit riesigem Mundwerk zu unserem ausgewählten Nachtlager die Straßen hoch scheucht. Wer hierbei an Kinderarbeit denkt, liegt vollkommen richtig. Doch das ist hier in Laos leider völlig normal und diesbezüglich erfahren wir später auch noch, dass die Kids hier teilweise nur die Grundschule besuchen, danach „abbrechen“, um den Eltern bei der harten Arbeit zur Hand zu gehen. Kein Wunder also, dass die Lebenserwartung hier bei durchschnittlich nur 54 Jahren liegt.

 

Pakbeng besteht aus nicht mehr als nur einer Straße und so ist es nicht verwunderlich, dass wir in einem der wenigen Restaurants am Abend auf viele bekannte Gesichter treffen. Hier lernen wir auch Geert aus Belgien kennen, mit dem wir die kommenden Tage noch viel unternehmen werden. Ein wahnsinns Typ! Er ist bereits seit 15 Monaten auf dem Fahrrad unterwegs, in Belgien gestartet und über Russland und China hierher gereist! Nun ist er auf beschwerlichen laotischen Straßen bis Pakbeng geradelt und sehnt sich nach einem Facettenwechsel in Form der restlichen Slow Boat Reise. Das Austauschen der Reiseweisheiten macht uns allen wie immer besonders Spaß, so auch mit Gabriele, einem italienischen Alpin-Guide, ehemaliges Mitglied einer nicht unbekannten Motorradgang und begeisterter Nepal-Liebhaber, der unseren kleinen Annapurna Treck mit den Bildern seines einmonatigen Aufenthalts im höchsten Himalaya in den Schatten stellt und uns ins Staunen bringt. Leider schockieren uns hier die Preise des Essens entgegen der winzigen Portionen, aber auch das findet mancherorts in Laos statt. Dort, wo die Touristen keine andere Wahl haben, wird ordentlich zugegriffen. Aber was soll man machen, irgendwo muss man ja essen und so beißen wir eben in den sauren Apfel. Der Kellner gibt sich gekonnt Mühe, uns den Abend mit gratis LaoLao-Schnaps zu versüßen, von dem wir schon gehört haben. Dieser wird hier oft selbst gebrannt und scheint daher schon zu einigen Erblindungsfällen geführt zu haben... Da der nette Laote ohne Brille und Blindenhund jedoch tüchtig mit uns trinkt, tun wir es ihm gleich und hoffen einfach, am nächsten Tag nur einen Kater durchstehen zu müssen. Die Laoten sind wohl sehr bekannt für ihren Hang zu Drogen und Alkohol – uns wurde prompt bei Einbruch der Dunkelheit in einer Seitengasse Gras und Opium angeboten.

Die zweite Etappe

Mit voll funktionierender Sehkraft wachen wir am nächsten Morgen in unserem kalten Flussdörfchen auf. Während wir in Pai noch mit Shorts und Tanktop herum gehüpft sind, passiert hier im Norden von Laos schon eher der Griff zu Softshell Jacke und dicken Socken. Wir freuen uns richtig auf den wärmenden Kaffee und die lecker duftenden Baguettes und Croissants, die es hier zu Hauf gibt; ein großes Danke an Frankreichs Einfluss auf die laotische Küche hiermit! Oh, wie haben wir diesen Geschmack vermisst!

Gut gestärkt und mit belegten Baguettes für die heute länger dauernde Fahrt bewaffnet, bewegen wir uns zum Boot. Die heutige Etappe übertrifft die gestrige um Längen; nicht nur, dass wir uns nicht mehr wie in einer Sardinenbüchse vorkommen, sondern auch landschaftlich hat diese Fahrt wesentlich mehr zu bieten. Die 130 Menschen, die sich gestern auf einem Boot befunden haben, teilen sich heute auf zwei auf. Die anderen schlafen ihren Rausch aus oder spielen Karten, machen Musik und spielen schon wieder das erste Trinkspiel des Tages. Mit Musik auf den Ohren und der Brise im Gesicht blickt Natze stundenlang auf das Wasser und die vorbeiziehende grüne Landschaft, während Domi die ganze Fahrt lang mit Geert über Gott und die Welt spricht.

 

Nach beinahe 8 Stunden kommen wir endlich in Luang Prabang an. Leider liegt der kleine Hafen geschlagene 10 km außerhalb der Stadt und wir sind auf ein TukTuk mit „Fixpreis“ angewiesen. Wir ärgern uns nur kurz, denn jetzt heißt es Aufmerksamkeit auf Hostelsuche richten und sehen, was Luang Prabang so zu bieten hat.

Natze & Domi