Gefühle von unterwegs – Warum Reisen manchmal echt nerven kann Teil 2

Unsere Reiseerkenntnisse aus Südostasien, die dir wirklich keiner sagt:

1.

Unser Klassiker: “Ach, das sind ja nur 6 Stunden Fahrt, die gehen ja schnell rum.” Denkste... Nicht in Südostasien, wo die Straßen teilweise eher weniger gut ausgebaut sind, der Fahrer trotz guter Straßen einfach nicht das Gaspedal findet oder sich die Fahrt durch unendliche Zwischenstopps, in denen du von einem in den anderen Bus geschoben wirst in die Länge zieht. Da können aus anfänglichen 6 Stunden schon mal ganz schnell 10-12 Stunden werden und dein weiterer Tagesplan löst sich in Luft auf.


2.

Wo wir schon beim Thema Busreisen sind: Falls vorhanden, kennt die Klimaanlage hier wohl nur eine Einstellung und die nennt sich “Kühlhaus”. Mit Pulli, langer Hose, Socken und Schal bewaffnet sitzen wir dicht aneinander gekuschelt auf den Sitzen. Betreten wir dann wieder die viel zu heiße und feuchte Außenwelt, beschlägt sogar Natzes Brille regelmäßig und die Klamotten werden so schnell wie möglich wieder vom Leib gerissen. Eine kleine Erkältung gibt es jedes Mal inklusive.


3.

Busse....über dieses Thema könnten wir einen eigenen Blog schreiben. Die Locals nutzen jeden noch so kleinen Winkel als Transportfläche, alles wird mit Menschen und ihren Habseligkeiten vollgestopft. Der Mittelgang ist regelmäßig mit Rucksäcken, Einkäufen (Reissäcken) oder sitzenden, manchmal auch quer über alles schlafenden Menschen verbaut. Schnell mal raus ist hier nicht, außer man steigt einfach über alles drüber. Hinzu kommt, dass die Sitzgrößen und die Beinfreiheit auf die Größe der Asiaten abgestimmt wurden; leider gehören wir nicht zu den kleinsten Menschen und falten uns meistens auf den Sitzen irgendwie zusammen.


4.

Weil man natürlich so viel Zeit in irgendwelchen Transportmitteln verbringt, wollen wir diese meist zum Schlafen nutzen. Doch ihr könnt es euch schon denken, die Kombi aus ruppigem Fahrstil, unbequemer Schlafposition und das Gefühl in der Antarktis zu sein, raubt eine Menge Schlafqualität. Zwar finden wir mittlerweile immer irgendwie einen Weg, für ein paar Minuten die Augen zu schließen, doch meist bleibt es eben auch bei nur “ein paar Minuten”, bevor man wieder durch den Ellbogen des Anderen oder die viel zu laute Boardmusik geweckt wird.


5.

Schlafmangel, nicht nur ein Thema während der Reise zu anderen Orten. Selbst in Hostels, Gästehäusern oder Bungalows finden wir nicht die Erholung, die wir uns oftmals wünschen. Durchgelegene Matratzen, zu harte Matratzen, verkeimte Matratzen, zu heiße Jahreszeit, der Ventilator zu laut, juckende Bisse von Flöhen oder vielleicht doch Bettwanzen?! Daher verbringen wir viel Zeit auf den Buchungsportalen, vergleichen verschiedene Angebote und lesen uns die Bewertungen durch. Doch das schützt nicht immer vor unangenhemen Überraschungen. Wir sind oft schon in einer neuen Unterkunft angekommen, deren Bilder sowas von gar nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen und man sich fragt, wie viel Photoshop denn da verwendet wurde. Hat man dann doch sein Wunschnest gefunden, ist es (besonders in einem Dorm) dennoch nicht so, dass man sich maximal erholen kann. Es ist ein unglaublicher Luxusgedanke, zu Hause wieder die Kontrolle an der Türklinke abgeben zu können und tatsächlich mal einen tiefen Schlaf ohne Störfaktoren zu genießen! Und wir dachten noch, dass ein Jahr Weltreise entspannend wirken wird.


6.

Kommen wir zum Thema Essen. Wir lieben gutes Essen und eigentlich sollte man meinen, dass man in Südostasien an jeder Ecke geniales Zeug bekommt. Leider nicht immer. Und so studieren wir jedes Mal an einem neuen Ort die ganzen Speisekarten aller erreichbarer Restaurants, vergleichen Preise und hoffen auf Gaumenfreuden. Nach einiger Zeit ist es wirklich nervig, wenn die Essenssuche zu einem Lotteriespiel wird – und das dreimal täglich.


7.

Dreck reinigt bekanntlich den Magen – aber nicht nur zwielichtige Menüs stärken das Immunsystem, sondern auch schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Klimazonen, ein 24h Aufenthalt in eiskalt runtergekühlten Flughäfen mit darrauffolgenden schwülen Tropentemperaturen, schneller Wechsel zwischen Meereshöhe und Bergen, sowie oft starker Vitaminmangel, hervorgerufen durch ausschließlich frittierte oder haltbare Speisen unterwegs an Imbissbuden. Natürlich hat es seine Vorteile, zu Hause nicht mehr wegen einer braunen Stelle in der Zwiebel an Bauchschmerzen zu leiden, aber der Weg bis dahin ist ein Kräftezehrender.


8.

Dreck.... Wo wir beim Thema Kleidung wären. Klar wird auch die hier schmutzig, bzw. eher nass, von unserem Schweiß. Kein Wunder bei dieser hohen Luftfeuchtigkeit, wo wir uns vorkommen, als wären wir rund um die Uhr in einem Dampfbad. In Indien haben wir noch selbst Hand an die Wäsche angelegt, in Südostasien haben wir sie in regelmäßigen Abständen zum Waschen gegeben. Aber OH LORD, was sollen wir sagen...Wir können an einer Hand abzählen, wie oft wir sie wirklich sauber und gut riechend zurück bekommen haben. Die anderen Male waren wir der Meinung, sie wurde entweder gar nicht gewaschen, nur mit Wasser durchgespült (klar, Waschmittel ist teuer und damit muss gespart werden) oder es kam eine Nummer kleiner zurück, weil einfach ALLES (ja, auch die dicken Pullis....) in den Trockner geschmissen wurde. Klar, hier scheint ja nie die Sonne.....die die Wäsche auch so trocknen würde....Umweltfreundlich, gibt es nicht...


9.

Was es dafür aber in Massen gibt und wenn Natze dieses Wort nur im Supermarkt liest, geschweige denn hört, bekommt sie Nervenzusammenbrüche: WHITENING CREMES!!!! Die Asiaten schmieren sich damit ein, um die vornehme  Blässe auch ja zu erhalten und sagen somit der natürlichen Bräune den Kampf an. Aber an alle asiatischen Frauen da draußen: Spart doch etwas an der Menge, denn es sieht teilweise wirklich so aus, als hättet ihr Mayonnaise im Gesicht ....Und an alle Supermärkte in Südostasien: Bitte denkt doch auch einmal an die, die ihre Bräune stolz durch die Welt tragen wollen (so wie die Natze) und sich gerne eine Gesichtscreme kaufen würden, um die trockene Haut zu pflegen. Doch leider ist dies eher kaum möglich, weil ÜBERALL WHITENING drin ist! AAAAAAAHHHHHHHH!!!!! Natze hat dann aber doch noch etwas gefunden, was "Weißfrei" war, eine Babycreme....Ihr Gesicht ist nun zumindest so weich, wie ein Babypopo :D


10.

Man weiß einfach nie, wie sie reagieren, die verschiedenen Völker Asiens. Natürlich lesen wir uns vor jeder Grenzüberquerung gut in die Do's and Dont's der jeweiligen Länder ein, dennoch gibt es gravierende Unterschiede, z.B. zwischen jung und alt. Manch ein konservativer Zeitgenosse fühlt seine Ehre beschmutzt und hat einheimische Beleidigungen schnell zur Hand, wenn man nicht seiner Meinung ist, während sich einige gleichaltrige Locals über genau so ein Verhalten mit dir das Maul zerreißen können. Da wird's einem wahrlich nie langweilig!


11.

Man kann auch noch so hartgesotten sein, an irgendeinem Punkt während eines halben Jahres Abenteuerei erwischt's einen dann doch kalt. Wägen wir uns als Deutsche daheim immer in Sicherheit innerhalb einer intakten Welt mit klaren Regeln, muss man sich hier irgendwann eingestehen, dass wir so hoch auf unseren Rössern sitzen und teilweise den Boden unter uns nicht mehr sehen. Nur weil unsere Welt lebensqualitativ gesehen rund läuft, heißt das noch lange nicht, dass das auch immer so bleiben muss. Die Unterschicht der Inder gibt den noch viel ärmeren Bettlern als selbstverständliche Karma-Geste einen Teil ihres Einkaufes ab, die Kambodschaner sind eine Generation nach dem verheerenden Völkermord das mit Abstand freundlichste Volk auf unserer Reise und in der muslimischen Monarchie Malaysia begegnen wir reihum gut gebildeten Menschen in einer Infrastruktur, die an München erinnert. Mit unseren Vorurteilen wird in einer Tour aufgeräumt und ob wir wollen oder nicht, stehen wir auf einmal unserem inneren Schweinehund Auge in Auge gegenüber. Und nicht nur der lässt sich blicken. Das gesamte Weltbild wird einmal kräftig durchgerüttelt und plötzlich steht man ratlos irgendwo am ADW und fragt sich: “Warum zum Teufel sollten mir materielle Dinge wie Flatscreen, Auto- und Hauskauf überhaupt noch wichtig sein!?". Oder wie Domi so schön sagt:"Was war ich doch vor der Reise nur für ein naiver Arsch!"


Natze & Domi



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