Wie  es sich anfühlt.

Es scheint, als ob sich alle Leute um uns herum mehr für uns freuen, als wir es im Grunde kurz vor der Abreise tun sollten. Wir nicken dann immer nur, machen ein "hmmmmmm" und versuchen unser bestes Lächeln auszpacken. Klar, wir würden uns für unsere Freunde auch freuen und sie beneiden! Und es ist ja auch mega, super, hammer was wir da vor uns haben und manche würden gewiss gerne tauschen - also ist es doch klar, dass wir uns freuen MÜSSEN! Aber warum fühlen wir dann nicht so?!

Am Tag unserer Party, drei Tage vor unserem Abflug, stand ich da also, im Supermarkt, zwischen diesen rießigen Regalen, in Mitten von tausend alkoholischen Getränken, die Auswahl schien mich zu erdrücken und da schoss es mir durch den Kopf: "Was zum Teufel tust du hier eigentlich?!" 

Da brach sie auch schon über mich herein, eine Welle, nein eher eine Flut der Tränen. Der Moment, an dem es mir so richtig bewusst wurde, dass ich bzw. wir bald für ein Jahr weg, also so echt weit, weit weg von Familie, Freunden, Job und den eigenen vier Wänden sein werden, war also gekommen. Keine spontanen Kaffeeverabredungen mehr, keine ungeplanten Barhoppings, keine Rotweinabende auf unserem Balkon und keine beste Freundin, mit der du dich einfach ohne viele Worte verstehst. Ich fühlte mich hilflos, leer und plötzlich sehr einsam. "Warum denn jetzt?! Eigentlich ist doch alles ganz gut so wie es ist. Ich hab nen super Job, fantastische Kollegen, mit denen sich teilweise sehr gute Freundschaften gebildet haben und jetzt fahr ich ein Jahr weg...“. Ich bin ein Mensch, der schon gerne ein wenig sicherheitsliebend ist und wissen möchte, was auf ihn zukommt. Doch bei dem was jetzt auf uns zurollt, kann man im vornherein vielleicht das Visa besorgen, Tickets buchen und sich eine Route zurecht legen. Doch was einen wirklich Tag für Tag erwarten wird, ist nicht vorhersehbar. Genauso wenig, wie das Leben, wenn man erst einmal wieder zurück ist.

 

Als wir damals die Tickets gebucht haben, dachten wir immer, dass wir uns wie kleine Kinder freuen würden, mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht München verlassen und uns in das große Abenteuer stürzen würden. Nein, so war es ganz und gar nicht. Wir waren eher ruhig und haben kaum gesprochen, da wir innerlich doch gespürt haben, das wird jetzt was anderes sein, als nur Urlaub. Ich hatte schon einige Tage davor kaum mehr Appetit und Domi einen flauen Magen.

 

Ja und wie fühlten wir uns kurz vorm Boarding? Es fällt schwer dieses Gefühl zu beschreiben. Es ist keine direkte Vorfreude, kein freudiges aufgeregt sein und auch keine richtige Angst mehr. Es ist so ein: Joa, jetzt stehen wir eben am Flughafen und fliegen mal nach Dubai.... Aber, dass wir danach noch weiter und immer weiter reisen werden, haben wir noch nicht gecheckt. 

 

Während ich das schreibe, sitze ich gerade im Flieger, noch knappe drei Stunden bis wir an unserem ersten Ziel "Dubai" landen. Wir haben schon gegessen, einen Film geschaut und es uns, so gut es eben in einem Flugzeug geht, bequem gemacht. Je näher wir Asien kommen, desto mehr realisiere ich, was wir da gerade tun. Ich schaue zu Domi rüber, grinse ihn mit meinem breitesten Lächeln an und lehne mich zurück. Die Angespanntheit und Hektik der letzten Monate fallen mit jedem Kilometer weiter weg von München mehr und mehr ab.

 

Natze



Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Pa (Dienstag, 13 September 2016 18:56)

    ...ey, immer Vollgas! "Sch... drauf, Malle ist nur 1x im Jahr!" (für Spiesser wie mich) ... "Vollgas, Weltreise ist nur 1x im Leben!!!!! (für coole Typen wie euch)

  • #2

    Magda alias "DS Mitglied" (Dienstag, 13 September 2016 19:02)

    Liebe Nathalie, diese Tränen sind Tränen der ganzen letzten Monate voller Ansapnnung und Stress, Höhen und Tiefen - eine geballte Ladung an Emotionen und vor allem alten Energien, die endlich raus musste und Platz für neue emotionale Höhen und Tiefen zu schaffen :). Du hast nur Platz für das neue Große in deinem Leben gemacht. Jetzt kannst du einfach alles auf dich zukommen lassen. Ich wünsche Euch unheimlich viel Spaß ihr Hammer Leute

    Vollster Neid (im positivem Sinne natürlich :))

    Bussi Magda

  • #3

    Ursula Wagner (Dienstag, 13 September 2016)

    Immer nach vorne schauen! Genießt dieses Privileg! Das wird bestimmt eine Traumreise :-)

  • #4

    Volkan (Dienstag, 13 September 2016 22:01)

    Heul leise!