Zugtickets - Ein kleiner Vorgeschmack auf Indien

Als erstes auf unserer Reiseroute steht Indien. Dieses Land spaltet die Backpacker-Szene: „Entweder du liebst es – oder du wirst nie wieder hierhin zurück wollen“. Okay, klingt spannend. Darauf wollen wir uns gerne einlassen. Und wir dachten uns, überleben wir Indien, dann können die anderen Länder nur noch besser werden.

Leider hat Indien bei mir schon vor Beginn unserer Reise einen eher wenig guten Eindruck hinterlassen.  Alles fing mit einem Ticket an. Ich habe in einigen Reiseführern und Blogs gelesen, dass das wohl meist genutzte öffentliche Verkehrsmittel in Indien nicht etwa der Bus, sondern die Bahn ist und diese meist schon Wochen vorher bis aufs äußerste ausgebucht ist! Wenn man also nicht früh genug bucht, und das bedeutet etwa 4-5 Wochen vorher oder am besten noch länger!, so kann es passieren, dass man auf der beliebten Warteliste landet. Und diese ist nicht weniger überfüllt, als die Züge in Indien. Es scheint, als ob die Inder ganz scharf darauf sind, ihre Freizeit mit Zug fahren zu verbringen und es für sie das tollste der Welt ist, zusammengequetscht mit zig anderen stundenlang durchs Land zu fahren. Aus unserer geplanten Spontanität, in der Früh einfach aufstehen, zum Bahnhof laufen, schauen wohin es uns als nächstes verschlägt und dann easy peasy ein Ticket am Schalter kaufen, fällt für dieses Land leider flach. Mist… Dann eben doch einen Routenplan machen, aber NUR für Indien. Und das stellt sich doch schwieriger heraus, als gedacht. „Wie lange wollen wir in Delhi bleiben? Reichen 2 Tage? Aber was ist, wenn wir doch 4 Tage bleiben wollen? Und wohin geht es als nächstes? Fahren wir erst nach Nepal, oder in den Norden nach Ladakh? Sollen wir uns die Westküste hinunter hangeln oder doch von unten nach oben reisen?!“ Fragen über Fragen, die erstmal geklärt werden mussten. Nach vielen Wochen der Recherche über die sehenswürdigsten Orte, den Monsunverlauf und wie wir von Indien am besten nach Thailand kommen, stand sie endlich fest: Unsere Travelroute für Indien.

 

Nun gut, die erste Hürde war geschafft, dann konnte es ja endlich ans Ticket buchen gehen. Der Weg zu einem Zugticket stellte sich allerdings als erste große Herausforderung unserer Planung dar, dahingegen war die Route festlegen ja ein Kindergeburtstag.

Ganz so einfach wie bei der Deutschen Bahn ist eine Onlinebuchung bei der indischen Eisenbahn IRCTC nicht. Zunächst muss man sich offiziell registrieren. Und da fängt der Spaß auch schon an, denn dazu braucht man eine indische Handynummer, die man als Deutscher NATÜRLICH nicht hat. Nach unzähligen Recherchen auf Blogs, in Foren und Reiseführern stieß ich schließlich auf die Website von seat61.com, die mir eine große Hilfe war. Hier wird wirklich Schritt für Schritt die Registrierung für Nicht-Inder erklärt. Ja liebe Inder, es gibt auch noch andere Menschen auf dieser Welt, die gerne eure Züge benutzen möchten. Schön und gut, ich habe mich registriert, habe wie vorgeschrieben eine „Fake“-Handynummer eingegeben und eine E-Mail mit einer Passkopie an IRCTC geschrieben, dass sie mir doch bitte meinen Account frei schalten mögen. Ich hatte wohl gehofft, dass ich innerhalb 24 Stunden eine Antwort bekomme (so waren die Erfahrungen anderer Reisender). Doch nichts. Okay, hab Geduld, die Uhren in Indien ticken langsamer …. 3 Tage warten …. 4 Tage warten …..1 Woche später und immer noch keine Antwort. Während ich nochmal eine E-Mail schrieb (es konnte ja sein, dass sie auf dem Weg nach Osten verloren ging … irgendwo vielleicht ganz sicher) entschied ich mich kurzerhand in Indien anzurufen und einfach Mal nachzufragen. Am Telefon sollte das doch eine Sache von einer Minute sein. Was ich natürlich in meinem tollen Plan nicht bedacht habe: das indische Englisch.  Über Telefon.  Mit einer Leitung, die tausende Kilometer entfernt ist. Ich weiß bis heute nicht, was der gute Mann auf der anderen Seite der Welt gesagt hat, ich meine so viel wie „Jaja, in 24 Stunden ist es frei geschalten“, verstanden zu haben. Nur zu gut, dass dies nicht der Fall war. Ich war genervt und hatte langsam einen leichten Groll auf Indien und das, obwohl ich noch gar nicht dort war. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, dann möchte ich das am liebsten sofort, jetzt und gleich erledigt haben. Fünf unbeantwortete E-Mails und drei weiteren Anrufen nach Indien (bei denen seitens der Inder jedes Mal aufgelegt wurde, nachdem sie wohl hörten, dass ich keine Landsfrau war) später, wendete ich mich an einen indischen Bekannten, der in München wohnt. Ich hatte gehofft, dass er eine indische Handynummer besitzt und ich dadurch einen neuen Account anlegen könnte. Leider Fehlanzeige. Er gab mir allerdings die Nummer eines indischen Freundes, der mir weiterhelfen sollte. Und das konnte er tatsächlich! Er hatte bereits einen eigenen IRCTC-Account, gab mir seine Login-Daten und ich konnte endlich meine Tickets buchen. Allerdings beharrte ich dennoch einen eigenen Account haben, da wir „nur“ die ersten Wochen in Indien vorbuchen möchten und den Rest dann bei Ankunft erledigen wollen. Ich schilderte dem netten Unbekannten mein Problem und ohne zu zögern rief er für mich bei IRCTC an und erkundigte sich, wo denn das Problem läge. WOW! Dank dieser uneigennützigen Hilfsbereitschaft bin ich den Indern gegenüber wieder milder gestimmt und hoffe darauf, noch mehr Leute wie ihn kennen zu lernen.

Was soll ich sagen, einen Tag nachdem ich die Zugtickets über den fremden Account gebucht habe, bekam ich endlich die lang ersehnte E-Mail, dass mein Account nun frei geschaltet sei.

Natze


 P.S.: Domi wartete geschlagene 5 Wochen auf eine Antwort von IRCTC.


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Kommentare: 1
  • #1

    Jessica (Sonntag, 31 Juli 2016 09:17)

    Viel spaß ! & genießen sie die ferien

    Viele grüße jessica scalise